18. Dez. 2025
NATURBEOBACHTER AUS DER REGION
Der Gummibaum Symbol für den Neubeginn des Lebens
Ruth Gestrich-Schmitz
In den 1950er und 1960er Jahren war er imposanter, immergrüner Mittelpunkt des Zimmerpflanzenreiches, der Gummibaum. Danach etwas aus der Mode gekommen, erlebt er wieder ein Comeback. Mit seinen großen, glänzenden, dunkelgrünen Blättern ist er ein Blickfang in Wohnungen und Büros.
Ursprünglich beheimatet ist der Gummibaum (Ficus elastica) aus der Familie der Maulbeergewächse (Moraceae) in einem Gebiet von Nordostindien bis nach Indonesien. Dort wächst diese immergrüne Feigenart zwanzig bis vierzig Meter hoch mit einem Stammdurchmesser bis zu zwei Metern. Die Pflanze entwickelt mächtige Luftwurzeln und Brettwurzeln zur Verankerung im Boden. Das nutzt das indigene Volk der Khasi im indischen Bundesstaat Meghalaya, um „Lebende Brücken“ von bis zu zwanzig Metern Länge zu formen.
Als Zimmerpflanze wird der Gummibaum ein bis drei Meter hoch. Seine bis dreißig Zentimeter langen, wechselständig stehenden, breit-ovalen, ganzrandigen, ledrigen Blätter mit ausgeprägter Blattspitze glänzen oberseits je nach Sorte dunkelgrün oder panaschiert (mit hellen Flecken), die Unterseite ist hellgrün. Die an der Spitze des Triebes erscheinenden neuen, noch eingerollten Blätter werden anfangs von einem roten, tütenförmigen Nebenblatt umhüllt, das bei der Entfaltung abfällt. Blüten bildet der Gummibaum als Topfpflanze äußert selten. In der Natur entwickeln sich fruchtbare Samen nur dann, wenn die Blüte durch die spezifische Feigenwespe bestäubt wird. Als Frucht erscheint dann eine kleine, gelbgrüne, ovale, kaum genießbare Feige.
Ficus elastica wird Gummibaum genannt, weil die Pflanze bei Verletzung einen dicklichen weißen Milchsaft absondert, aus dem Naturkautschuk hergestellt werden kann. Das wird kommerziell nicht genutzt, weil man Kautschuk ertragreicher aus dem Kautschukbaum (Hevea brasiliensis) gewinnt, der nicht mit dem Gummibaum verwandt ist. Der Milchsaft kann bei empfindlichen Personen Hautreizungen verursachen.
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Im Zimmer bevorzugt der Gummibaum einen hellen, halbschattigen, warmen Standort ohne Zugluft. Im Sommer steht er gerne an einem halbschattigen Platz im Freien. Mäßiges Gießen mit lauwarmem Wasser und Düngergaben von März bis August fördern sein Wohlbefinden. Sammelt sich Staub auf den Blättern, freut sich der Gummibaum über eine lauwarme Dusche oder ein sanftes Abreiben der Blätter mit einem feuchten Tuch. Der Gummibaum gilt allgemein als robust gegenüber Schädlingen und Krankheiten.
Die im Handel erhältlichen Zuchtformen unterscheiden sich in Blattfarbe und -größe sowie in der Wuchshöhe. Neben der Sorte „Robusta“ mit großen, glänzend grünen Blättern gibt es Sorten wie „Belize“, „Variegata“, „Tineke“ mit dekorativem panaschiertem Laub in Weiß-, Rot- oder Grüntönen. Die panaschierten Sorten brauchen einen helleren Standort als die mit grünen Blättern. Die Sorte „Melany“ ist eher kompaktwüchsig mit tiefgrünen Blättern, die leicht rot schimmern. Ob großes oder kleines Zimmer, helles oder dunkleres, für jeden Platz findet man den passenden Gummibaum.
Bei der Bevölkerung im Osten der Demokratischen Republik Kongo hat der Gummibaum eine besondere Bedeutung, berichtet der Fachbereich Weltkirche im Bistum Aachen: „Auch ohne Adventskranz, Tannenbaum, Glühwein und Nikolaus haben die Bahema im Ostkongo reiche Symbole und ein tiefes Gespür für den Sinn des Lebens und damit für Weihnachten. In vielen afrikanischen Kulturen haben die Vorfahren als Lebensbringer hohen Stellenwert. Oft werden sie mit einem Ahnenbaum vergegenwärtigt. Der Gummibaum ist mit seinen fleischigen Blättern, dessen Zweige immer neu sprießen, und der dort im Freien nicht kleinzukriegen ist, solch ein Zeichen für die Ahnen, den Ursprung und Neubeginn des Lebens.“
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zuletzt bearbeitet am 23.XII.2025