5. Juni 2025

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Die Wildkatze – der kleine Eifel-Tiger des Nationalparks

 Karl Josef Strank

Wildkatzen sind keine verwilderten Hauskatzen! Mit ihrem grauen, von schwarzen Streifen durchzogenen – getigerten – Fell sehen sie zwar aus wie manche Farbschläge der Hauskatze; sie sind aber keine! Im Gegensatz zu unseren Hauskatzen, die auch tagsüber durch Wiesen und Gärten streifen, ist die Wildkatze nachtaktiv und lebt versteckt. Lange, bevor die Römer die ersten Hauskatzen mit zu uns brachten, streifte sie schon durch unsere Wälder. Als vermeintlicher Schädling wurde sie durch intensive Bejagung fast ausgerottet, heute zählt sie zu den gefährdeten Arten. Dank ihrer heimlichen und versteckten Lebensweise verschwand sie nie ganz. In unseren Mittelgebirgen leben schätzungsweise wieder 2.000 Tiere mit Schwerpunkt in der Eifel.

Die Männchen (Kuder) der Wildkatze werden 50-70 cm groß und bis zu 8 kg schwer. Die Weibchen (Kätzin) sind kleiner und leichter. Das Fell ist oberseits gelb-grau bis grau mit vier bis sechs schwarzen, vorne oft unterbrochenen Längsstreifen auf Kopf, Nacken, Rücken und Flanken, was ihr das Aussehen eines Tigers im Kleinformat gibt. Die Bauchseite ist heller. Das charakteristische Merkmal ist aber der dicke, buschige Schwanz mit bis zu fünf schwarzen Ringen und ebensolcher Spitze. Die gesamte Erscheinung ist deutlich größer und kräftiger als bei wildfarbenen Hauskatzen. Hinzu kommt die stärkere Behaarung, die größeren Schnurrhaare und der weniger zutrauliche Blick.

Meistens jagen Wildkatzen in der Nacht Ganz oben auf ihrem Speiseplan stehen Mäuse, seltener kleine Säugetiere bis Hasengröße, Amphibien und Insekten. Wie die gesamte Katzenverwandtschaft benötigt sie täglich frisch geschlagene, fleischige Beute. Nur in absoluten Notzeiten nimmt sie auch Aas.

Die Wildkatze verorten wir heute im Wald; sie liebt aber die Sonne und mag es sehr, auf Baumstämmen, Holzhaufen, Felspartien und anderen offenen Stellen in Lichtungen in der Sonne zu liegen. Im Sommer trifft man sie bei der Jagd häufig an den Rändern von Feld und Wald, in Feldgehölzen, deckungsreichem Ödland oder in Getreidefeldern. Im Winter zieht sie sich in den Wald zurück. Sie meidet dichte Fichtenforste und bevorzugt lichten Mischwald an Süd- und Südwesthängen. Harte Winter setzen ihr zu, denn dann fängt sie unter der Schneedecke kaum Mäuse und wird oft verhungert aufgefunden.

Ihre Sinne sind ausgeprägt, allerdings der Geruchssinn ist nur mäßig entwickelt. Das Lautrepertoire reicht wie bei unseren Hauskatzen von Miauen, Schnurren, Knurren als Drohlaut, Fauchen bis zur nächtlichen Liebesklage mit heiserem Schreien in der Paarungszeit.

Die Wildkatzen sind Einzelgänger; die Weibchen sind mit ihren Jungen anzutreffen bis diese im Herbst eigenständig werden und sich eigene Reviere suchen. In der Paarungszeit (Ranz) von Februar bis Ende März sind Kuder und Kätzin zusammen anzutreffen. Auf der Suche nach einer Partnerin durchstreift der Kater ein Gebiet von bis zu 5.500 ha. Nach 63-69 Tagen Tragzeit wirft die Kätzin 2-6 Jungtiere, die 9-11 Tage blind sind und um die sie sich alleine kümmert. Gesäugt werden diese 4 Monate, ab 2 Monaten begleiten die Kätzchen die Mutter auf die Jagd. Alte und strukturreiche, naturnahe Wälder, die viele Versteckmöglichkeiten bieten, sind der ideale Lebensraum.

Die Wildkatze lebt heimlich und versteckt immer auf der Hut vor ihren Feinden. Das sind natürlicherweise Luchs und Wolf, aber schlimmer noch der Mensch, der hohe Verluste durch Verkehrsunfälle und Jagd verursacht. Den Jungkatzen können Fuchs, Marder, Steinadler, Habicht und Uhu gefährlich werden.

Hauskatzen sind eng verwandt mit den Wildkatzen. Ursprünglich nahm man an, dass sie mit der nordafrikanischen Falbkatze, deren zahme Verwandte im ägyptischen Tempelkult eine Rolle spielten, in Beziehung stehen. Neuere Untersuchungen zeigen, dass sie von wilden Katzen des Mittelmeerraumes abstammen. Wild- und Hauskatzen leben „in getrennten Welten“, begegnen sich nicht oft und kreuzen sich selten, wenn es auch gelegentlich vorkommt.

Wegen ihres Verbreitungsschwerpunktes in der Eifel ist die Wildkatze das Wappentier des Nationalparks.

 

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zuletzt bearbeitet am 1.VII.2025