6. Nov. 2025
NATURBEOBACHTER AUS DER REGION
Wie Spinat und doch so anders Mangold
Astrid von Reis
Auffällige rote, orangefarbene, gelbe oder weiße Stiele und große, bunte, breitlappige Blätter machen den Mangold zum Hingucker im Garten. Scheint die Sonne durch die Blätter und auf die Stiele, eine wahre Pracht, die sich bis in den Spätherbst halten kann wenn er nicht schon vorher, Stiel für Stiel von außen nach innen geerntet und aufgegessen wurde.
Vermutlich wurde Mangold bereits in der Antike gezüchtet aus der mediterranen Strand- und Ruderalpflanze Beta vulgaris ssp. maritima (L) Thell., der Wilden Runkelrübe, die wiederum eine Unterart von Beta vulgaris L., der Gemeinen Runkelrübe ist. Vom Mangold gibt es zwei Kulturpflanzengruppen (Beta vulgaris subsp. vulgaris, Kultivargruppe Cicla (Schnitt- oder Blattmangold) und Kultivargruppe Flavescens (Stiel- oder Rippenmangold). Sehr nahe Verwandte sind die Rote Beete oder Rübe (Beta vulgaris subsp. vulgaris, Conditiva-Gruppe), die Zuckerrübe (Beta vulgaris subsp. vulgaris, Altissima-Gruppe) und die Futterrübe (Beta vulgaris subsp. vulgaris, Crassa-Gruppe). Wie genetische Untersuchungen zeigten, gehören sie nicht mehr zur Familie der Gänsefußgewächse (Chenopodiaceae) sondern nun zur Familie der Fuchsschwanzgewächse (Amaranthaceae).[Anmerkung des Netzmeisters: Neuerdings sind die Chenopodiaceae wieder als eigenständige Familie aus den Amaranthaceae herausgenommen worden.]
Der Mangold ist zweijährig, wie auch die anderen Kulturformen von Beta. Nach der Blüte und Fruchtbildung, die nach einer längeren Kälteperiode im Winter im zweiten Jahr erfolgen, stirbt die Pflanze ab und überdauert nur mit ihren Samen. Mangold blüht von Juni-September. Die unscheinbaren, grünlichen, zwittrigen Blüten sitzen meist zu zwei bis vier in Knäueln, insgesamt zu einem langen, beblätterten, rispigen Blütenstand vereinigt. Der Blütenstängel wächst aufrecht, ist ästig und kantig und wird bis zu einen Meter lang. Die großen, lang gestielten, bis siebzig Zentimeter langen Blätter stehen überwiegend in einer grundständigen Rosette. Schnittmangold hat schmale Blattstiele und große Blätter im Gegensatz zu Stielmangold, der breite Blattstiele und ein kleineres Blatt hat. Bei beiden sind das Blatt und der Blattrand meist stark gewellt. Anders als Zucker-, Futter- und Rote Rübe hat Mangold eine schmale, pfahlwurzelähnliche Wurzel, die der Wildform am meisten ähnelt. Als Tiefwurzler liebt Mangold wie auch die Rüben einen gut drainierten, tiefgründigen und humosen Boden. Er benötigt als sogenannter Starkzehrer eine ausreichende Menge an Nährstoffen und Feuchtigkeit.
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Bunte Mangoldsorten
Grabungsfunde von Fruchtknäueln in römischen Kastellen wie Novaesium in Neuß belegen, dass der Mangold (und/oder Rüben) durch die Römer nach Deutschland gebracht wurde. Das erste schriftliche Zeugnis ist das Capitulare de villis Karls des Großen, hier wird unter Nummer 48 von betas geredet. Da in der antiken Literatur nie von der Verdickung der Wurzel geschrieben wird, gehen wir davon aus, dass tatsächlich der Mangold gemeint war.
Der Name soll zurückgehen auf den althochdeutschen Männernamen ‚Managolt‘ (Vielherrscher, Stärke, Kraft), dies wird jedoch in Frage gestellt und ist unklar. Dabei gäbe diese Ableitung durchaus Sinn: Mangold enthält viele wertvolle Inhaltsstoffe wie Vitamine (K, A, E, Bs,C), Natrium, Magnesium, Kalium und Eisen, wertvolle Proteine und Flavonoide und ist damit nicht nur in der Zubereitungsweise dem Spinat sehr ähnlich sondern ihm auch im Hinblick auf die Inhaltsstoffe ebenbürtig. Auch haben (leider) beide einen recht hohen Oxalsäuregehalt. Waren sich früher die Gelehrten nicht so einig, ob es eine „dauliche Speise“ oder dem Magen „zuwider sei“, so wird heute einvernehmlich darüber gesprochen, dass die Stiele, die leicht gedünstet auch als ‚Spargel des kleinen Mannes‘ bezeichnet wurden und auch die Blätter gesund sind: sie wirken antioxidativ, knochenstärkend, blutdrucksendend und stoffwechselunterstützend. Der Ähnlichkeit von Mangold und Spinat „zum Trotz“: durch Wechselwirkungen mögen sie sich als Nachbarn gar nicht und sollten nie nebeneinander gesät oder gepflanzt werden. Mangold freut sich über Hülsenfrüchte als Nachbarn.
zuletzt bearbeitet am 1.XII.2025