15.Mai 2014

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Von Besen, Flechtwerk, Dachabdeckungen hin zum schönen „Eifelgold“

Ruth Gestrich-Schmitz

Wenn wir früher mit der ganzen Familie in den Wald zogen, um Heidelbeeren oder Pilze zu sammeln, musste ich immer alle Körperteile mit Kleidung bedecken, weil sowohl Zecken als auch Stechmücken nur darauf warteten, mein Blut zu saugen. Besonders um Ginster machte ich einen hohen Bogen, weil es hieß, diese seien ein besonders beliebter Lebensraum für die Zecken, was jedoch wissenschaftlich nicht erwiesen ist. Die Gefahr lauert wohl eher im Gras rund um die Büsche.

Unternimmt man im Mai/Juni eine Wanderung über die Dreiborner Hochfläche auf dem ehemaligen belgischen Truppenübungsplatz Vogelsang im heutigen Nationalpark Eifel, erstrahlt kilometerweit der Besenginster (Cytisus scoparius) in seiner leuchtend gelben Schmetterlingsblüten-Pracht. Kein Wunder, dass die Ginsterblüte deshalb „Eifelgold“ genannt wird. Zwischen den Ginsterbüschen wachsen häufig auch dornige Sträucher wie Brombeere, Schlehe, Weißdorn oder Heckenrose. In diesem Lebensraum kann man Vögel wie Dorn- und Gartengrasmücke und auch den Neuntöter beobachten, der seine Beutetiere auf den Dornen aufspießt. Ein charakteristischer Schmetterling ist hier der Grüne Zipfelfalter, der an den Knospen des Besenginsters gerne seine Eier ablegt. Auch der gelbe Fleckenspanner mit seinen schwarzen Flecken ist häufig bei der Bestäubung der Blüten anzutreffen.

Die kantigen Zweige des bis zu zwei Meter hohen Strauches, der bevorzugt auf Lehm- oder Sandböden wächst, auf Heiden, an Waldrändern und Lichtungen, wurden früher zu Besen zusammengebunden (worauf der Name hinweist) und zu Flechtwerk und zu Dachabdeckungen verwendet. Aus der Rinde gewann man Fasern, die zu Seilen und groben Stoffen verarbeitet wurden.

Als Heilpflanze mit blutreinigender Wirkung, bei Nieren- und Blasensteinen, Gicht und Rheuma, Ausschlägen und bei Herzbeschwerden wurde der Besenginster bereits in den Kräuterbüchern des 16. Jhs. erwähnt. In der Volksmedizin hatte der Besenginster jedoch keine große Bedeutung, da alle Pflanzenteile stark giftig sind und damit eine richtige Dosierung schwierig war. Hauptwirkstoff ist das Alkaloid Spartein, das Herz, Kreislauf, Darm und Nieren stimuliert. In der Medizin findet es heute Anwendung u.a. bei Herzerkrankungen oder zur Wehenauslösung.

Auf rekultivierten Flächen wie den Abraumhalden im rheinischen Braunkohlerevier dient der Besenginster als Rohboden-Erstbesiedler zur Bodenbefestigung und zur Bodenverbesserung: Sogenannte Knöllchenbakterien, die in Symbiose mit den Wurzeln leben, binden den Stickstoff aus der Luft und machen ihn dadurch als Nährstoff verfügbar für die Pflanzen, die damit Proteine und Nukleinsäuren aufbauen können. So vermag der Besenginster nährstoffarme Böden zu besiedeln, wie auch andere, deutlich kleinere Ginsterarten, die ebenfalls im Nationalpark Eifel auf nährstoffarmen Standorten wie Felsen, magerem Grünland oder an Wegrändern vorkommen: der Englische Ginster (Genista anglica), der Behaarte Ginster (Genista pilosa) sowie der Flügel-Ginster (Chamaespartium sagittale). Den Deutschen Ginster (Genista germanica) findet man beispielsweise im Wollerscheider Venn bei Lammersdorf. Eine weitere Art, der in Mitteleuropa verbreitete Färber-Ginster (Genista tinctoria) wurde, wie der Name schon vermuten lässt, bereits von den Römern zum Färben von Wolle verwendet.

Manchmal knistert es im Sommer in der Besenginsterheide: Die flachen Fruchthülsen mit den schwarzen Samen springen dann auf und die Samen werden durch die Luft geschleudert.

 

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zuletzt bearbeitet am 3.VII.2014