28. Aug. 2025
NATURBEOBACHTER AUS DER REGION
Kreuzkümmel ein gesundes Gewürz mit intensiver Note
Ruth Gestrich-Schmitz
Wiesenkümmel (Carum carvi) und Kreuzkümmel (Cuminum cyminum) haben einiges gemeinsam: Sie gehören beide zur Familie der Doldenblütler (Apiaceae), haben ein intensives Aroma und helfen bei Verdauungsbeschwerden. Auch wenn sich die Samen sehr ähnlichsehen, sind sie geschmacklich sehr unterschiedlich. Kreuzkümmel, auch Cumin oder Mutterkümmel genannt, enthält ätherisches Öl mit Cuminaldehyd, das für das süßlich-bittere, warm-erdige, leicht scharfe Aroma verantwortlich ist. Man verbindet den Geruch und Geschmack mit orientalischen Speisen wie Hummus, Falafel oder ägyptischer Linsensuppe. Kein Wunder, denn der Kreuzkümmel ist wahrscheinlich in der Region Kurdistan/Irak beheimatet und war schon im alten Ägypten und den Römern bekannt. Im römischen Kochbuch des Apicius ist er bei vielen Gerichten als Zutat aufgeführt. Die Araber brachten den Kreuzkümmel nach Spanien. Von dort aus gelangte er nach Mittelamerika und verleiht dort dem Chili con carne seinen typischen Geschmack.
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Kreuzkümmel war im alten Ägypten nicht nur eine beliebte Gewürzpflanze, sondern auch als Heilpflanze etwa gegen das Dreitagefieber bekannt. Der Arzt Dioskorides (1.Jh.n.Chr.) nennt ihn wegen des Geschmacks Pfefferkümmel und diagnostiziert: „Pfefferkümmel in oel gesotten/… ist nütz und gut wider das Grimmen und windige Aufblähungen des Leibs…“. Archäobotanische Funde von Pollenkörnern in einer karolingischen Latrine in Köln legen nahe, dass im Mittelalter der Kreuzkümmel dort kultiviert wurde. In der Landgüterverordnung Karls des Großen ist er unter der Bezeichnung „ciminum“ aufgeführt. Der Kreuzkümmel fehlte in der Antike und im Mittelalter in keinem Kräuterbuch, Gartenplan, Kochbuch oder medizinischem Werk. Man verwendete ihn, wie den heimischen Wiesenkümmel, bei Druck- und Völlegefühl, Blähungen, Aufstoßen, Verstopfung, Kolik und Erbrechen. Hildegard von Bingen empfiehlt Kreuzkümmel auch als Mittel gegen Atembeschwerden, Nasenbluten und Ausfluss. Wegen seiner antimikrobiellen Wirkung wurde er zur Behandlung von Karies und in der traditionellen indischen Heilkunde als Wunddesinfektionsmittel eingesetzt.
Der einjährige Kreuzkümmel benötigt zum Wachsen und Fruchten viel Wärme und Sonne. Er ist nur bedingt frosthart. Am besten sät man ihn im zeitigen Frühjahr drinnen aus und setzt die Jungpflanzen nach den Eisheiligen Mitte Mai an einen windgeschützten, warmen Platz ins Freiland. Der Kreuzkümmel wird bis zu vierzig Zentimeter hoch und wächst meist kriechend. Die Blätter sind bis zehn Zentimeter lang, wechselständig stehend, besitzen an der Basis Blattscheiden wie der Fenchel, und sind zwei- bis dreifingerig geteilt mit schmalen, grasartig dünnen Zipfeln. Im Juni entwickeln sich weiße bis rötliche Blüten in bis zu zweieinhalb Zentimeter breiten, vierstrahligen, endständigen Dolden. Im Spätsommer reifen etwa fünf Millimeter lange, blassbraune, längliche, geriefte, leicht behaarte Samen, die denen des Wiesenkümmels ähneln. Hauptanbaugebiete für den Kreuzkümmel sind heute Indien, Iran, Indonesien, China und der südliche Mittelmeerraum.
Die gesundheitsfördernden Eigenschaften bezüglich der Verdauung sind mittlerweile medizinisch durch Studien belegt und machen den Kreuzkümmel umso mehr zu einem gesunden und gleichzeitig leckeren Gewürz. Er ist in Gewürzmischungen wie indischem Garam Masala oder Currypulver, thailändischer Currypaste oder nordwestafrikanischem Ras el-Hanout enthalten. Gemahlene oder angeröstete und anschließend gemörserte Samen geben Couscous, Lamm-, Kohl-, Linsen- und Bohnengerichten ihr typisches Aroma. Kreuzkümmel wird im Orient gerne als Brotgewürz genutzt. In den Niederlanden und in Dänemark ist Kreuzkümmel-Käse eine Spezialität.
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zuletzt bearbeitet am 1.IX.2025