25. April 2024

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Der Laubfrosch, er stand Pate für den Froschkönig und Kermit

 Karl Josef Strank

Der Laubfrosch war früher auch bei uns weit verbreitet. Da man ihn fast überall fand, verwundert es nicht, dass er als Archetyp der Frösche galt und das Bild vom Froschkönig prägte oder die Vorlage für Kermit, den Frosch aus der Sesamstraße, lieferte. Wie die Reaktion der Prinzessin im Märchen zeigt, hat die kalte, feucht-schleimige Haut auch einen Igitt-Faktor, wohingegen die großen runden Augen, der breite Mund und die feinen Greifhändchen das wieder wettmachen, denn gegen das Kindchenschema können wir uns kaum zur Wehr setzen. Einmal in meiner Kindheit, als ich mit anderen in der Wiese spielte, habe ich bewusst in einer Hecke einen Laubfrosch gesehen. Damals war es nur ein Frosch mit kleinen Knubbeln an den Fingern und Zehen, an die ich mich genau erinnere. Heute weiß ich, dass es ein Laubfrosch war. Er kletterte im Geäst der Hecke. Es gab noch einen Feuerlöschteich, von denen es im Dorf einmal drei gab, in unmittelbarer Nähe. In den Wiesen gab es flache Lehmkuhlen, sogenannte Dellen, aus denen der Lehm für die Ziegelbrennerei abgegraben wurde und die sich den Winter über mit Wasserlachen füllten. Alle Strukturen für ein glückliches Laubfroschleben waren noch reichlich vorhanden. Als diese Kleinstrukturen mit und mit verschwanden, verschwanden auch die Laubfrösche. Natürlich habe ich später in meinem Biologenleben noch viele Frösche gesehen, einen Laubfrosch bis heute aber keinen mehr. Sie sind nicht ausgestorben, es gibt sie noch, aber mit dem Verschwinden ihres Lebensraums, den temporären Klein- und Kleinstgewässern und den eng parzellierten Wiesen- und Heckenstreifen sind sie immer seltener geworden.

Die auffallenden Knubbel an den Fingern und Zehen sind Haftorgane, die es den Laubfröschen ermöglichen, gut zu klettern. Der wissenschaftliche Name der Art, Hyla arborea, nimmt darauf Bezug. Er ist oft im Laub und auf Bäumen anzutreffen. Er scheint regelrecht an den Blättern festzukleben. Dort verschläft er selbst bei grellstem Sonnenschein einige Stunden. Der Laubfrosch hat einen kurzen Kopf, die Haut ist auf der Oberseite glatt und auf dem Bauch gekörnelt, über dem Trommelfell bildet sie eine Falte. Die Färbung der Oberseite ist meist laubgrün, kann aber je nach Stimmung und Umgebung unter Umständen sehr schnell nach grau, braun, schwärzlich oder hellgelb wechseln. Die weiße Unterseite wird von einer schwarzen, oft weißlich gesäumten Binde gegen die Oberseite abgesetzt. Diese zieht vom Nasenloch über Auge und Trommelfell längs der Flanke zum Hinterbeinansatz und biegt in der Hüfte mit einem nach vorn gerichteten Ausläufer um. Diese Hüftschlinge ist typisch für die heimische Unterart. Beim Männchen ist die Kehlhaut dunkel gefärbt und faltig. Beim Quaken wird sie ballonartig bis zur Größe des Rumpfes aufgeblasen.

Das laute und kräftige Quaken der Männchen ist bis in den Spätsommer zu hören. Es klingt wie „gäck-gäck-gäck, äpp-äpp-äpp“ oder „krack-kack-krack“ und wird im schnellen Stakkato ausgestoßen.

Nach dem Verlassen des Winterquartiers im Frühling halten sich die Laubfrösche in Gewässernähe auf. An Gräben, Sümpfen Teichen und Weihern finden sie sich zur Fortpflanzung ein. Die Männchen sonnen sich im Laub, warten auf vorüberziehende Beute und steigen in der Dämmerung in der Hoffnung auf Paarungserfolg ins Wasser. Die Weibchen hingegen suchen das Wasser nur zur Paarung und Eiablage auf. Nur wenige Stunden nach der Umklammerung durch die Männchen geben sie den Laich in wallnussgroßen Portionen von 30-80 Eiern bei etwa 1000 Eiern insgesamt ab.

Laubfrösche sind weit verbreitet mit mehreren Arten in Nord- und Südamerika, von Afrika über Europa bis nach Asien. Dennoch sind sie gefährdet. Grund sind die Zerstörung oder Beeinträchtigung von Kleingewässern durch Zuschüttung oder Eintrag von Müll, Dünger und Umweltgiften. Auch ist der Laubfrosch durch Überdüngung in der Landwirtschaft und den Verlust von Wiesen und Weihern selten geworden. In der intensiv genutzten Kulturlandschaft fehlen dem Laubfrosch artenreiche Hochstaudenfluren, Hecken und Gehölzbestände.

 

voriger Artikel ← | → nächster Artikel

Auswahl nach Erscheinungsdatum

Auswahl nach Themenstichwort

Startseite

zuletzt bearbeitet am 28.IV.2024