2. Dez. 2021

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Pflanzen der Bibel

 Detlef Sambal

Und Gott sprach: Es lasse die Erde aufgehen Gras und Kraut, das sich besame, und fruchtbare Bäume, da ein jeglicher nach seiner Art Frucht trage und habe seinen eigenen Samen bei sich selbst auf Erden. Und es geschah also. Und die Erde ließ aufgehen Gras und Kraut, das sich besamte, ein jegliches nach seiner Art, und Bäume, die da Frucht trugen und ihren eigenen Samen bei sich selbst hatten, ein jeglicher nach seiner Art. Und Gott sah, daß es gut war“ (1. Buch Mose (Genesis) – Kapitel 1 – Vers 11-13).

Pflanzen sind existenziell wesentlich für uns Menschen und haben entsprechend in der Bibel ihren Platz. Schauplatz der Bibel ist das östliche Mittelmeergebiet und der Vordere Orient. Vor allem steht Palästina, die Region zwischen Mittelmeerküste und dem Jordantal mit dem See Genezareth und dem Toten Meer. Diese Gebiete sind Teil des „Fruchtbaren Halbmondes“, in dem die früheren Hochkulturen entstanden sind. Viele wichtige Nutzpflanzen, vor allem Gerste, Weizen, Flachs und einige Hülsenfrüchte, haben in dieser Region ihren Ursprung. Weihrauch und Myrrhe, auch damals schon Luxusgüter, sind neben den Nahrungsmitteln am bekanntesten. Bäume wie Datteln, Feigen und Oliven sind ebenso von Bedeutung wie Arzneimittel und Gewürze.

Im südwestlichen Asien wurde Gerste (Hordeum vulgare L.) schon vor 10.000 Jahren angebaut. In der Bibel galt das anspruchslose Getreide als Brot der Armen, im Gegensatz zu Weizen. „Fünf Gerstenbrote und zwei Fische“ bilden die Grundlage für die „Speisung der Fünftausend“ (Johannes 6,9).

In Jesu Gleichnis vom Sämann sät der Feind „Unkraut zwischen den Weizen“ (Matthäus 13,25). Das galt als besonders niederträchtig, da es die Ernte sehr erschwerte. Hartweizen (Triticum durum Desf.) war neben dem Emmer die wichtigste Feldfrucht. Sein Mehl wurde auch zu Opferbroten verbacken.

Die drei populären Gemüse (Allium ampeloprasum subsp. Ampeloprasum, Allium cepa L., Allium sativum L.) kommen in der Bibel nur einmal vor, als Israel hungernd klagt: „Wir denken an die Fische, die wir in Ägypten umsonst aßen, und an die Kürbisse, die Melonen, den Lauch, die Zwiebeln und den Knoblauch. Doch jetzt vertrocknet uns die Kehle, nichts bekommen wir zu sehen als immer nur Manna.“ (4. Mose 11,5+6).

Die Linse (Lens culinaris Medik.) wurde vor Jahrtausenden im Nahen Osten kultiviert und ist eines der ältesten Nahrungsmittel. Sprichwörtlich wurde das Linsengericht. Für diese Speise verkaufte Esau seinem Bruder Jakob das Erstgeburtsrecht (1. Mose 25,34).

Aloe, Hartweizen, Linsen, Allium und Myrrhe.

Seit über 5000 Jahren heilen Menschen offene Hautwunden mit dem eingetrockneten Saft der Echten Aloe (Aloe vera (L.) BURM. f.). „Es kam auch Nikodemus, der früher einmal Jesus bei Nacht aufgesucht hatte. Er brachte eine Mischung aus Myrrhe und Aloe, etwa hundert Pfund. Sie nahmen den Leichnam Jesu und umwickelten ihn mit Leinenbinden“ (Joh 19,39). Wenn in der Bibel von Aloe die Rede ist, kann aber auch ein Produkt des Adlerholzbaums (Aquilaria malaccensis Lam.) gemeint sein.

Die Samen des Kreuzkümmels (Cuminum cyminum L.) dienen als Gewürz und krampflösendes Mittel. In der Bibel kritisiert Jesus die Glaubensschwäche der Pharisäer. „Ihr gebt den Zehnten von Minze, Dill und Kümmel (gemeint ist der Kreuzkümmel) und lasst das Wichtigste im Gesetz außer Acht: Recht, Barmherzigkeit und Treue. Man muss das eine tun, ohne das andere zu lassen“ (Matthäus 23,23).

Kult und Kosmetik diente das wohlriechende Baumharz der Myrrhe (Commiphora abyssinica Engl., Commiphora molmol Engl.) im Altertum. Es kam aus Arabien und Äthiopien. Myrrhe brachten die Weisen aus dem Morgenland dem Kind Jesus (Matthäus 2,11). Myrrhe in Wein bot man Christus vor der Hinrichtung – „aber er nahm’s nicht“ (Markus 15,23).

Ungefähr 110 Pflanzenarten werden in der Bibel erwähnt. Sie haben eine wichtige Bedeutung für die Menschen jener Zeit. Aus ihrer Erwähnung kann man auf die Kultur und Lebensweise der Bevölkerung Israels in der biblischen Zeit schließen.

 

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zuletzt bearbeitet am 4.I.2022