8. Juli 2021

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Die Herausforderung des Klimawandels

 Karl Josef Strank

Die Welt von heute ist turbulent und mitunter entwickeln sich manche Dinge ziemlich chaotisch. Die Zeichen der Veränderungen und des Übergangs werden immer greifbarer und beunruhigen nicht wenige Menschen. Vor allem die Jungen sehen ihre Zukunft bedroht und fordern vehement und mit Recht den Wandel der Verhältnisse, denn unsere Umwelt und insbesondere das Klima steuern zunehmend auf eine Katastrophe zu. Lassen wir sie geschehen, wird sie uns beherrschen und in unseren Möglichkeiten massiv beeinträchtigen. Wir werden nicht mehr in der Lage sein, sie in den Griff zu bekommen. Wir werden unweigerlich das Schicksal anderer Arten teilen, die einst die Welt beherrschten, und ausgestorben sind.

Doch soweit muss es nicht kommen, wenn wir den Klimawandel ernst nehmen und als das verstehen, was er ist, die gefährlichste und größte Herausforderung für die Menschheit. Kein weiser Weltenlenker oder gütiger Gott wird die Sache für uns erledigen. Wir haben den Schlamassel verbrockt, wir müssen es auch wieder in Ordnung bringen. Und dazu können und müssen Alle einen Beitrag leisten.

Das, was wir uns zurzeit an Konsum von Ressourcen jeglicher Art leisten, ist das Problem. Abgesehen davon, dass dieser Konsum weltweit sehr ungleich verteilt ist, ist er generell zu hoch. Würden alle auf dem Niveau der Industriestaaten leben wollen, bräuchten wir dazu zwei weitere Erden. So langsam begreifen wir, dass die natürlichen Güter nicht unerschöpflich sind. War das Verhältnis des Ressourcenverbrauchs Menschen zur übriger Lebenswelt einmal 1/99, hat sich das gewandelt und umgekehrt auf 99/1. Dabei verschwenden wir Unmengen an Lebensmitteln durch die Art der Vorratshaltung, Verteilung und die Handhabung der Regelung zum „Verfallsdatum“. Die Umstellung unseres Essverhaltens hätte einen großen Effekt. Weniger Fleisch und mehr pflanzliche Kost. Pflanzen enthalten viel Primärenergie, die Veredlung durch Viehzucht verbrennt ein Vielfaches dieser primären Energie ohne Nutzen für unsere Ernährung. Außerdem predigen die Ärzte seit Jahren, dass weniger Fleischkonsum auch zur besseren Gesundheit beiträgt. Mehrere gute Gründe, das Verhalten zu ändern.

Egal wo man hinsieht, die Alarmsignale häufen sich und sind kaum mehr zu übersehen. Leugner verweigern sich der Realität, helfen aber nicht weiter. Das Eis der Polkappen schmilzt schneller als gedacht, der Permafrostboden taut, setzt Unmengen von Methan frei und verstärkt den Treibhauseffekt. Trockenheit und Dürre lassen Wälder großflächig absterben oder gleich abbrennen. Die Riffe sterben, weil die Korallen ausbleichen, die Meere versauern. Sandstürme wehen den Humus von den Äckern oder Starkregen spült ihn weg, fruchtbare, ackerfähige Böden verschwinden immer mehr. Arten sterben aus, das Sterben der Insekten ist nur die Spitze des Eisbergs.

Haben wir Kipppunkte, ab denen die Katastrophe unweigerlich stattfindet, erreicht oder gar schon überschritten? Wir wissen es nicht. Ist jetzt schon alles verloren oder gibt es Hoffnung? Ich denke ja, denn die aktuelle Pandemie zeigt, dass nicht nur Viren ansteckend sind und sich rasend schnell ausbreiten, auch Ideen wirken ansteckend und „zünden“ explosionsartig. Kleinigkeiten können eine Lawine auslösen.

Es mehren sich die positiven Ansätze. Flüsse und Bäche werden renaturiert, Hochwasserpolder werden angelegt, die Versiegelung wird zurückgebaut; manche Kommunen gehen so weit, dass sie Steingärten in Wohngebieten verbieten. Moore werden wieder vernässt, die EU ändert die Agrarpolitik hin zu mehr Naturschutz. In Städten werden Hinterhöfe, Hausfassaden begrünt, auf Brachen entwickeln sich urban-gardening-Projekte, Bienenweiden werden angelegt und vieles mehr. Wir sind mitten in der Zeit des Wandels, arbeiten wir für neue, grüne Visionen und Utopien. Jeder kann seinen Beitrag leisten, fordern wir die Lösungen nicht nur vom Staat, der Industrie, wem auch immer. Bleibt zu wünschen, dass der unausweichliche und notwendige Wandel sich als evolutionärer Prozess gestaltet und nicht als Revolution.

 

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zuletzt bearbeitet am 17.VIII.2021