3. Jan. 2019

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Ab und zu ein neues Kleid auch bei Tieren

 Karl Josef Strank

Wenn im Winter die nordamerikanischen Bisons in der eisigen Prärie zusammenstehen und mit ihren mächtigen Köpfen den meterhohen Schnee zur Seite schieben, um an die kargen Reste von Gras zu gelangen, kann jeder nachempfinden, wie gut es ist, wenigstens über ein dichtes Fell langer Haare zu verfügen, die die Kälte abhalten. Sehr eindrucksvoll ist auch das lange Zottelfell der Moschusochsen, die auf den weiten, von Schneestürmen gepeitschten Tundren des hohen Nordens ausharren und sich in Herden versammeln.

Tiere, die im Winter der Kälte ausgesetzt sind, wappnen sich dagegen durch ein dichtes Fell oder Federkleid. Eiszeitliche Jäger, Indianer und Trapper Nordamerikas haben die Felle der Tiere, die sie jagten, für Kleidung, Decken und Zeltplanen genutzt und damit einen schwungvollen Handel betrieben. Die indigenen Bewohner Sibiriens und die Eskimos der Arktis tun das heute noch. Insbesondere die mit einem dichten Haarpelz besetzten Tierhäute eignen sich als wärmende Winterkleidung. Pelze gelten aber bei uns inzwischen als nicht wirklich notwendige Kleidung, sondern als Luxusartikel gehobener Kreise und Relikte der Vergangenheit. Das Kürschnerhandwerk, die Verarbeitung von Pelzen zu Kleidung, stirbt so langsam aus. Tierschützer machen Front gegen das Tragen echter Pelzmäntel und inzwischen stehen mit der Entwicklung einer Vielzahl von Kunstfasern für die Mode im Aussehen sehr ähnliche Alternativen zur Verfügung.

Für die Tiere ist das Fell oder das Federkleid Teil ihrer Haut und überlebenswichtig. Es schützt im Sommer vor Sonne und Hitze und im Winter vor Kälte. Gerade jetzt im Winter tragen die Tiere ihr Winterfell. Das ist gekennzeichnet durch lange und zottige Haare. Streift man mit der Hand durch, macht es den Eindruck einer dichten Mähne. Unter den langen Deckhaaren wachsen im Winter die Wollhaare. Diese sind kurz und kraus und bilden einen dichten, aber dennoch lockeren Filz, der in der Lage ist, viel Luft in den Zwischenräumen einzuschließen. Diese Luft wird vom Körper erwärmt und legt sich als isolierender Schutz um den Körper. Da die Luft fast nicht entweicht, hält sie sehr gut warm.

Deutlich entwickelt sich das Winterfell bei Hauspferden, die in robuster Haltung den Winter nicht in geschlossenen, sondern in offenen Ställen verbringen und den Wettereinflüssen ausgesetzt sind, was den natürlichen Bedingungen entspricht. Ein dichtes und stellenweise sehr langes Winterfell entwickeln nordische Tierrassen wie Shetlandponys und Galloway-Rinder. Oft ist das Winterfell auch dunkler als das Sommerfell, was, wenn im Winter bei klarem Wetter die Sonne scheint, die Wärme besser speichert.

Beim Eisbären, der in seinem Lebensraum die Wärme am meisten braucht, ist das scheinbar nicht der Fall. Er hat aber unter den sehr dichten Deck- und krausen Unterhaaren eine schwarze Haut, die das Sonnenlicht sehr gut aufnimmt und in Wärme umwandelt. Eine unter der Haut liegende dicke Speckschicht tut ihr Übriges zur Isolierung des Körpers.

Bei einigen geht der winterliche Trachtwechsel damit einher, dass die nachwachsenden Haare oder Federn weiß sind und die Tiere sich ihrem winterlichen Lebensraum dadurch besser anpassen und tarnen. Das ist der Fall bei Schneehasen und Schneehühnern, die in den hohen Lagen der Alpen leben oder beim Polarfuchs in den Eiswüsten des hohen Nordens. Ein Beispiel unserer Breiten ist das Hermelin. Bei ihm ist bis auf die schwarze Schwanzspitze das Winterfell weiß.

Vögeln wächst im Winter ein Unterkleid kleiner gekräuselter Daunen. Sie erfüllen den gleichen Zweck wie die Unterwolle der Säugetiere. Bei der Teilmauser im Frühjahr nutzen Vogelmännchen diese dann oft, um mit dem Federwechsel ein Prachtkleid bunter und auffälliger Federn anzulegen, damit sie bei der Balz um die Weibchen dann ordentlich Eindruck machen.

In unseren Breiten ist ein zweimaliger Fellwechsel die Regel. Tiere des arktischen Nordens wie Rentier, Eisbär und Robben wechseln das Fell nur einmal im Jahr. Ebenso machen das Winterschläfer wie Dachs und Murmeltiere. Wasserbewohnende Tiere wie Fischotter, Biber und Nutria brauchen ständig ein dichtes Fell. Sie wechseln ihre Haare kontinuierlich aus.

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zuletzt bearbeitet am 2..II..2019