13. Sept. 2018

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Der „König des Weges“ hilft bei Insektenstichen

Petra Vorherr

Der Spitzwegerich, Plantago lanceolata, findet sich häufig auf Wiesen, Äckern, Brachflächen oder am Wegesrand. Wegerich bedeutet „Herrscher oder König des Weges“ und „lanceolatus“ beschreibt die spitz lanzettlich zulaufende Form der Blätter. Er ist in Europa heimisch und gehört zur Familie der Wegerichgewächse, Plantaginaceae.

Der Spitzwegerich ist eine mehrjährige, ausdauernde Pflanze und wird bis zu 60 Zentimeter groß. Die schmal lanzettlichen Blätter sind in Form einer bodenständigen Rosette angeordnet. Auffällig an der Blattunterseite sind die fünf bis sieben parallel verlaufenden „Blattrippen“.

Zur Blütezeit von Mai bis September wachsen aus der Rosette mehrere bis zu 30 Zentimeter hohe Blütenstängel, an deren Ende walzenförmige Blütenähren mit vielen winzigen, weiß-bräunlichen Blüten stehen. Deutlich besser zu erkennen sind die dicken weiß-gelblichen Staubbeutel, die fast waagerecht heraus stehen.

Aus der Blüte entwickeln sich kleine gedeckelte Kapselfrüchte mit zwei braun-roten Samen. Die Samen sind aufgrund ihrer schleimhaltigen Außenschicht im feuchten Zustand klebrig und können sich durch Anhaften stark verbreiten. Daher ist der Spitzwegerich in Europa weit verbreitet und darüber hinaus in allen gemäßigten Klimazonen dieser Erde anzutreffen. Die Pflanze ist sehr widerstandsfähig und kommt mit fast jedem Boden zurecht, bevorzugt jedoch nährstoffreiche, sonnige Standorte.

Vor allem die jungen, zarten Blätter vor der Blüte sind mit ihrem leicht champignonartigen Geschmack eine interessante Zutat: roh als Salatbeigabe, zum Verfeinern von Kräuterquark oder Frischkäse, verarbeitet im Wildkräuterpesto oder grünen Smoothie, gekocht in Wildkräutersuppen, angedünstet wie Spinat oder zum geschmacklichen Abrunden von Eierspeisen.

Die aromatischen Blüten kann man pur knabbern, in den Salat geben, in Öl andünsten oder alternativ auch in Öl oder Essigwasser einlegen.

Die ölhaltigen Samen bilden sich von August bis Oktober und haben ein nussiges Aroma. Man kann sie roh essen, getrocknet über Salate und Müsli streuen oder Gemüsegerichte damit verfeinern. Beim Sammeln sollte man immer nur so viel ernten, dass man den Bestand der Pflanzen nicht gefährdet.

Die verschiedenen Wegericharten werden schon seit Jahrtausenden in der Heilkunde genutzt. 2014 wurde der Spitzwegerich von einem Studienkreis der Universität Würzburg zur Arzneipflanze des Jahres gewählt – mit Verweis auf die in den Blättern enthaltenen antibakteriellen, wundheilungsfördernden und blutstillenden Inhaltsstoffe.

Hauptwirkstoffe sind die Iridoidglykoside, wie zum Beispiel Aucubin (natürliches Antibiotikum), Schleim-, Gerbstoffe und viele mehr. Wissenschaftlich belegt ist seine innerliche Heilwirkung bei allen Lungen- und Bronchialleiden (zum Beispiel Bronchitis, Reizhusten, begleitend bei Asthma) und Entzündungen des Mund- und Rachenraums. Nebenwirkungen sind nicht bekannt, so dass die Anwendung in der Kinderheilkunde geeignet ist.

In der Volksheilkunde werden schon lange die frisch zerriebenen Blättern des Spitzwegerichs als Erste Hilfe beispielsweise für Insektenstiche oder kleine Wunden angewendet – daher stammt auch sein volkstümlicher Name „Wiesenpflaster“.

Die äußerliche Heilwirkung des Spitzwegerichs ist wissenschaftlich anerkannt bei entzündlichen Veränderungen der Haut, wie kleinen Verletzungen der Haut, Wunden oder Sonnenbrand. Die Inhaltsstoffe wirken schmerz – und juckreizlindernd, blutstillend, entzündungshemmend und ab-schwellend.

Heute sind viele Spitzwegerich-Zubereitungen im Handel erhältlich: Pflanzenfrischsaft, Hustensaft, -sirup, Hustenbonbons, Tinkturen, Gurgelmittel, Tee-, Teemischungen, Kapseln, Globuli, Salben oder Bronchialbalsam. Selbst zubereiten kann man mit den Blättern einen Tee, Hustensirup oder einen alkoholischen Auszug als Tinktur.

 

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zuletzt bearbeitet am 19.X..2018