3. Mai 2018

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Früher Spaten und Harke – heute Grabgabel, Gartenkralle, Sauzahn …

Karl Josef Strank

Es gibt Arbeitsgeräte, die wir sofort mit einer Tätigkeit oder einem Beruf verbinden. Sehen wir Hammer und Zange denken wir gleich an den Schmied. Bei Kopflupe und Pinzette kommen uns der Uhrmacher oder der Goldschmied in den Sinn. Hobel und Säge weisen auf den Schreiner. Das Stethoskop ist ein wichtiges Arbeitsgerät des Arztes und mit Spaten und Harke kann nur ein Gärtner richtig umgehen.

Wir Menschen erfinden Werkzeuge und Geräte für alle möglichen Tätigkeiten und im Laufe der Jahrhunderte sind diese immer vielfältiger und komplizierter geworden. Spaten und Harke – wenn auch symbolträchtige Werkzeuge – geraten mehr und mehr in Vergessenheit, weil sie in einem biologisch bewirtschafteten Garten fast nicht mehr gebraucht werden.

Früher fing die Gartenarbeit im Frühjahr schweißtreibend und mitunter mühsam mit dem Umgraben der Beete an. Danach wurde gesät und gepflanzt. Heute wissen wir, dass damit die Schichtung des Bodens auf den Kopf gedreht wird, was die Bodenorganismen vor große Probleme stellt. Die licht- und sauerstoffliebenden Lebewesen geraten in eine sauerstoffärmere und dunklere Erdschicht und umgekehrt.

Der Ökogärtner lockert daher nur den Boden und stört die Schichtung nicht. Die Geräte hierfür sind Grabgabel, Gartenkralle oder der Sauzahn. Erstere werden senkrecht in den Boden gestochen, vor und zurückbewegt oder gedreht und letzterer in parallelen Reihen durch den Boden gezogen. Lockerer, humoser und gut mit Nährstoffen versorgter Boden ist die erste Voraussetzung für gesundes Pflanzenwachstum. Dieser baut sich auf, wenn er in seiner Entwicklung nicht ständig durch Umgraben gestört wird.


 
Sauzahn, Staudenspaten, Blumenkelle, Saatschnur, Pflanzholz, Schere – das richtige Werkzeug ist das A und O.

Laub besser liegen lassen

Die Harke ist deshalb auch nicht mehr so wichtig. Früher wurde sie vor allem zum Rechen von Laub verwendet. Der Boden wurde Ende des Herbstes gefegt und ging blank in den Winter. Heute bleibt das Laub wie in einem natürlichen Wald besser liegen und die Gartenböden gehen mit Gründüngung oder Mulch in den Winter. Würmer arbeiten dann das rottende organische Material in die Erde und verbessern durch ihre wühlende Tätigkeit und ihren Kot den Boden.

Ein nützliches Gerät, das den Boden unter Rasenflächen lüftet und die Grasnarbe entfilzt, ist der Vertikutierer. Vertikutieren meint „vertical cuts“, senkrechte Schnitte durch rotierende Messer mit einem Rasenmäher ähnlichen Gerät im Boden vorzunehmen. Bodenlüftung und Entfilzung bzw. Entmoosung des Rasens sind das Ergebnis.

Nicht weniger erfinderisch sind Gärtner bei Geräten, mit denen sie Pflanzen bearbeiten. Immer zur Hand ist ein Messer mit gebogener Klinge, die Gartenhippe. Sehr wichtig ist auch eine gute Handschere mit gegeneinander beweglichen Klingen für saubere und glatte Schnitte

Liebhaber des Formschnitts – eine alte Kunst, die schon die Römer insbesondere an Buchsbäumen ausgeübt haben – bevorzugen zum Schneiden Scheren, wie sie für die Schafsschur verwendet werden. Diese haben den Vorteil, dass die Klingen sich selbst schärfen, wenn sie gegeneinander bewegt werden.

Ein besonderer Spaten verdient noch Erwähnung, weil er sehr hilfreich ist, wenn Pflanzen durch Teilung vermehrt werden, der Staudenspaten. Er ist handlich, aber robust, um die Wurzelballen auszugraben und diese dann mit dem herzförmigen, vorne spitzen Blatt zu teilen.

Wurzelstecher ist gefragt

Aktuell ist ein Gerät sehr gefragt, das für die Ernte gebraucht wird, der Spargelstecher. Ein Griff mit langer Stange, die vorne zu einer schmalen, einem Meißel ähnlichen Schneide ausgearbeitet ist. Damit können die weißen Sprosse tief in der Erde gestochen werden.

Etwas unterschiedlich gearbeitet, aber in der Funktion gleich sind diverse Wurzelstecher, die heute alle Firmen für Gartengeräte im Angebot haben. Damit rücken Gärtner dann dem Löwenzahn zu Leibe – übrigens eine bemerkenswerte Pflanze, deren Blätter als Frühjahrssalat verzehrt werden können. Vielen Gärtnern gilt sie dennoch als Unkraut.

 

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zuletzt bearbeitet am 26.VII.2018