7. Dez. 2017

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Mit Hecken wertvolle Lebensräume für Mensch und Tier schaffen

Ruth Gestrich-Schmitz

In der oft nebligen, tristen Herbstatmosphäre der letzten Wochen war die in goldene Farben gehüllte Rotbuchenhecke vor dem Küchenfenster ein wohltuender Lichtblick. Eine zwitschernde Schar Spatzen in einer Weißdornhecke auf dem herbstlichen Spaziergang beobachten, einfach herrlich!

Hecken sind wertvolle Lebensräume, Nahrungsquelle für Mensch und Tier. Sie sind lebendige Mauern, die vor neugierigen Blicken schützen. Sie schützen vor Lärm, Staub und Abgasen, vor Kälte, Wind und Erosion. Windschutzhecken prägen heute noch in der kalten Nordeifel die Landschaft rund um Monschau. In früheren Jahrhunderten wurden Hecken gepflanzt, um das Weideland vom Ackerland zu trennen und um Besitzverhältnisse abzugrenzen. Diese Zeugnisse alter bäuerlicher Kulturlandschaft sind, da sie eher als Hindernisse angesehen werden, im Zuge von Flurbereinigungsmaßnahmen und der Intensivierung der Landwirtschaft mit der Nutzung immer größerer Maschinen weitgehend verschwunden. Auch für den Bau von Siedlungen und Straßen mussten viele Hecken weichen. Damit gingen ganze Lebensräume für viele Tierarten verloren. Gerade jetzt, wo intensiv darüber diskutiert wird, warum es immer weniger Insekten und damit auch immer weniger Vögel gibt, ist es besonders wichtig, wieder Lebensräume für sie zu schaffen. An Stelle von Beton- oder Kunststoffzäunen und Mauern als Grundstücksbegrenzung oder Sichtschutz können heimische Pflanzen als Hecke einen wertvollen ökologischen Beitrag leisten. Für eine freiwachsende Hecke kommen verschiedene heimische Gehölze in Betracht: Haselnuss, Salweide und Kornelkirsche liefern im zeitigen Frühjahr schon erste Bienennahrung. Heckenrosen, Weißdorn, Schlehen, Schwarzer und Roter Holunder, Gewöhnlicher und Wolliger Schneeball, Pfaffenhütchen, Roter Hartriegel, Kornelkirsche, Berberitze, Liguster, Eberesche, Wildbirne und Wildapfel bieten erst mit ihren Blüten, später mit ihren Früchten nicht nur einen schönen Anblick, sondern auch einen reich gedeckten Tisch für Schmetterlinge, Käfer und andere Insekten, für viele Vogelarten bis hin zur Haselmaus. Für Mensch und Tier gleichermaßen nützlich ist eine Hecke aus wilden Beerensträuchern. Eine Mischhecke aus möglichst unterschiedlichen Strauch- und Baumarten bietet neben einem großen Nahrungsspektrum Unterschlupf für viele Tierarten und liefert gleichzeitig vitaminhaltige Kost für die Gartenliebhaber. Bei der Pflanzenwahl für eine Mischhecke sollte man die Standortansprüche der einzelnen Arten, ihren Platzbedarf, unterschiedliche Blüh- und Fruchtzeiten und gegebenenfalls die Giftigkeit der Pflanzen oder ihrer Früchte bei der Zusammenstellung beachten.

 Hecke mit Eingriffligem Weißdorn (Crataegus monogyna) zur Fruchtzeit.

Auch Hecken, die einmal im Jahr einen Pflegeschnitt benötigen, schaffen als „grüne Mauern“ ein günstiges Kleinklima. Dafür eignen sich Feldahorn, Hainbuche, Weißdorn, Berberitze und Liguster, die vor dem Blattfall mit wunderschönen Farben aufwarten. Die Rotbuche lässt erst im Frühjahr kurz vor dem Neuaustrieb ihre Blätter fallen. Als immergrüne Heckenpflanzen sollte man Eibe und Buchsbaum als heimische Gewächse bevorzugen. Die Tatsache, dass eine Hecke regelmäßig geschnitten wird, verhindert nicht, dass sich dort Vögel einnisten. Alte Hainbuchen- oder Weißdornhecken bieten mit ihren zahlreichen Astquirlen, die im Laufe der Jahre wachsen, gute Voraussetzungen für den Nestbau.

Eine lebendige Hecke hat noch einen weiteren Vorteil: Niemand kommt auf die Idee, sie mit Farben anzusprühen. Ist auch nicht nötig, denn die verschiedenen Frucht- und Blattfarben zu den unterschiedlichen Jahreszeiten wiegen jede trübe Stimmung auf.

 

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zuletzt bearbeitet am 1.I.2018