17.Nov.2016

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Schattenbeete haben auch ihren Reiz und brauchen spezielle Pflanzen

Karl Josef Strank

Pflanzen brauchen Sonne, wenn sie gedeihen sollen, und oberster Grundsatz bei der Anlage eines Gartens ist es, ihn so auszurichten, dass er möglichst viel Sonne hat. Der Effekt des Lichtmangels wird jedem in dieser Jahreszeit, wenn die Sonne nicht mehr hoch in den Himmel steigt und die Tage zunehmend kürzer werden, schlagartig vor Augen geführt. Die Blätter verfärben und fallen von den Bäumen und Sträuchern, die Stauden welken und ziehen ein, die Pflanzen wachsen nicht mehr und legen eine winterliche Ruhepause ein. Das ändert sich erst wieder im Frühjahr, wenn das Licht zurückkehrt und die Tage spürbar länger werden.

Trotz bester Planung und optimaler Ausrichtung wird es aber immer im Garten Bereiche geben, die nicht die volle Sonne bekommen, denn naturgemäß ist da, wo Licht ist, auch Schatten. Reine Sonnengärten sind irgendwie sogar öde und langweilig, genauso das komplette Gegenteil: tiefster Schatten, Fichtenmonokultur oder dunkler Tann, wo fast nichts mehr wächst. Das ausgewogene Wechselspiel von Licht und Schatten gibt Gärten ein individuelles Gesicht und sorgt für Abwechslung und Spannung. Durchdachte, gut angelegte, schattige Gartenbereiche strahlen Ruhe aus. Abgesehen davon, dass sie in der sommerlichen Hitze die angenehmeren Aufenthaltsorte bieten, schaffen sie einen ausgleichenden Kontrast zu den offen daliegenden, von der Sonne voll beschienenen, hellen und heißen Gartenpartien.

Viele Gärtner mögen diese Bereiche aber nicht so sehr, denn der Rasen ist an diesen Stellen sehr lückig bis nicht vorhanden, der blanke Boden kommt zum Vorschein, weil da „wächst nix gescheit“. Das stimmt in dieser Ausschließlichkeit aber so nicht. Tiefer Schatten ist in der Tat frustrierend, lichter Schatten und Halbschatten sind hingegen ideal. Diese speziellen Wachstumsbedingungen erfordern halt speziell angepasste Pflanzen, und von denen, die mit diesen Verhältnissen hervorragend zurechtkommen, gibt es einige.

Bärlauch wächst beispielsweise unter diesen Bedingungen bestens und treibt im zeitigen Frühjahr seine saftigen und aromatisch nach Knoblauch riechenden Blätter, die Lust auf das neue Gartenjahr machen und den Küchenplan durch Frische und Würzigkeit bereichern. Efeu, im Winter immergrün und im Herbst eine hervorragende Bienenweide, wächst im Schatten hervorragend.

Funkien, botanisch werden die Arten der Gattung Hosta zugeordnet, sind dazu geeignet, Schattenbeeten Struktur zu geben. Den relativen Lichtmangel vertragen besonders gut die Sorten mit dunkel- und blaugrünen Blättern, die zudem das Auge des Gärtners durch eine Fülle unterschiedlicher Formen erfreuen.

Da die Lichtverhältnisse sehr denen eines Waldes ähneln, eignen sich für die schattigen Gartenbeete naturgemäß Waldpflanzen wie Farne und einige Gräser in besonderer Weise. Neben Wurm- und Königsfarn kommt auch die Hirschzunge in Frage, und bei den Gräsern das Waldflattergras, die Drahtschmiele, die Wald-Simse und die Wald-Segge. Das Lungenkraut mit den weiß gefleckten Blättern, der Beinwell, auch sehr gut im Biogarten als düngende Jauche und für den Kompost verwendbar, der Storchenschnabel und einige Primelarten gehören hierhin. Geißbart und Christophskraut, zwei typische Waldbewohner, dürfen natürlich auch nicht fehlen. Es lohnt, die Staudensortimente zu sichten und beim Etikett mal genau auf die Zeichen für Schatten und Halbschatten zu achten. Die Auswahl ist größer als gedacht.

Frühjahrsblüher gehören zu den Pflanzen, die in Schattenbeeten hervorragend gedeihen. Wenn sie nicht gerade unter wintergrünen Gehölzen und Sträuchern stehen, genügt ihnen das wenige Licht im Frühjahr vor dem Blattaustrieb, um ihren Lebenszyklus abzuschließen. Hierzu zählen etwa Winterling, Schneeglöckchen, weißes und gelbes Buschwindröschen, Lerchensporn, Einbeere. Alles Rhizom- und Zwiebelpflanzen, die in Katalogen, die vor Weihnachten ins Haus kommen, angeboten werden und bei Sichtung und Bestellung die Gartenlust wachhalten und schon jetzt „Vorgeschmack auf das Frühjahr“ machen.

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zuletzt bearbeitet am 31.XII.2016