26.Mai 2016

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Die Akelei – eine wunderschöne Blume zeigt jetzt ihre ganze Pracht

Ruth Gestrich-Schmitz

Eine wunderschöne Blume mit so hübschen Namen wie Elfenhandschuh, Marienhandschuh, Kapuzinerhütli, Pfaffenkäpple oder Adlerblume zeigt im Mai ihre ganze Pracht: Die Akelei (Aquilegia), aus der Familie der Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae), ist eine traditionelle Bauerngartenblume. Sie blüht von Mai bis Juli in vielen Farben von Blau über Violett, Rosa, Weiß, Gelb, Orange, Rot bis zu einem dunklen Bordeauxrot, ohne dabei große Ansprüche an Standort und Boden zu stellen. Sie ist pflegeleicht, denn sie sät sich selber wieder aus. Weil bei der Bestäubung ständig neue Kreuzungen entstehen, ist es jedes Jahr spannend, welche Farbvarianten auftreten. Wer diese Überraschung nicht mag, sollte die verblühten Blütenstände vor dem Aussamen abschneiden.

 Die in der Natur vorkommenden Aquilegia-Arten stehen in Deutschland unter Naturschutz. Die Gemeine Akelei (Aquilegia vulgaris) mit ihren blauvioletten Blüten wächst in lichten Laubwäldern und Wiesen, von der Ebene bis in 2000 Metern Höhe, und mag kalkhaltigen Boden. Verbreitet ist sie in gemäßigten Klimagebieten in Europa, Asien, Nordafrika und Nordamerika. Die Schwarzviolette Akelei (A.atrata), die Alpen-Akelei (A.alpina) sowie die Kleinblütige Akelei (A.einseleana) findet man in alpinen Regionen. Weltweit sind mehr als 70 Aquilegia-Arten bekannt.

Die Akelei ist eine mehrjährige, in der Regel winterharte, meist 30 bis 80 Zentimeter hohe Staude mit leicht blaugrünen, gefiederten Blättern, auf denen sich gerne Wassertropfen sammeln (Lotus-Effekt). Sie gedeiht am besten in feuchtem, humosem Boden an einem halbschattigen bis sonnigen Standort. Sie schmückt sich mit bis zu fünf Zentimeter großen, glockenförmigen, nickenden Blüten, deren fünf Kronblätter bis zu zwölf Zentimeter lange, oft gebogene Sporne (Nektarblätter) besitzen. Nur Insekten mit langem Rüssel können den am Grund der Sporne ausgeschiedenen Nektar erreichen. Daher gehören Hummeln zu den Hauptbestäubern. Sind die Samen reif, springen die aufrecht stehenden Balgfrüchte auf und entlassen pro Balgfrucht zehn bis 36 Samen.

Für die Evolutionsforscher ist die Akeleiblüte ein wichtiges Objekt: Die Aquilegia-Arten haben sich bei der Entwicklung ihrer Nektarsporne an die unterschiedlichen Bestäuber angepasst. Je nach Länge des nektartragenden Sporns wird die Bestäubung entweder von langrüsseligen Insekten wie Hummeln oder Schwärmern oder von Kolibris vollzogen. Auch die Blütenfarbe spielt eine Rolle: Blau-violette Blüten werden von Hummeln, rote von Kolibris und weiße oder gelbe Blüten von Schwärmern angeflogen.

Die Herkunft des Namens Akelei wird unterschiedlich gedeutet: Er könnte vom lateinischen Wort „aquila“ für Adler abgeleitet sein, da der gekrümmte Sporn einem Adlerschnabel ähnlich sieht. Aquilegia könnte auch von lat. „aqua“ (Wasser) und „legere“ (sammeln) stammen. Wieder andere Autoren verweisen auf die Herleitung von griech. „aglaia“ (Glanz, Pracht). Im Englischen und Französischen heißt die Akelei „columbine“ (Taube), im deutschen Volksmund auch „Taubenblume“ oder „Fünf Vögerl zusamm“. Dies spielt auf die Ähnlichkeit der Nektarblätter mit Tauben bzw. fünf im Kreis sitzenden Vögeln an.

Alle Pflanzenteile der Akelei sind leicht giftig. Vor allem die Samen enthalten ein krebserregendes Blausäure-Glykosid sowie hautreizende Alkaloide wie das Magnoflorin. Die älteste überlieferte Beschreibung als Heilpflanze stammt von Hildegard von Bingen. Sie empfahl die Anwendung bei Fieber, Verschleimung und schweren Hautkrankheiten. In der Medizin und Volksmedizin fand die Akelei Anwendung bei Leber-, Galle- und Milz-Erkrankungen, Gicht, Rheuma, Nervosität, Menstruationsbeschwerden, Augenerkrankungen, Hals- und Rachenentzündungen. Heute wird Akelei nur noch in der Homöopathie unter anderem gegen Nervosität und Schlafstörungen und zur Behandlung von Hautausschlägen eingesetzt. Von Selbstmedikation ist wegen der noch nicht vollständig erforschten Inhaltsstoffe abzuraten!

Aufgrund ihrer nickenden Blütenkrone gilt die Akelei als Symbol der Demut. Ihr wurde aber auch eine liebesfördernde Wirkung zugeschrieben, worauf Bezeichnungen wie Venuswagen, Frauenbettstroh oder Schlotterhose hinweisen. In der bildenden Kunst des 14. bis 16. Jahrhunderts wurde sie oft in Verbindung mit christlichen Motiven oder als Sinnbild für heimliche Liebe und Verführung dargestellt.

 

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zuletzt bearbeitet am 12.VII.2016