22.Okt.2015

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Zwei ungewöhnliche Beeren, die zu einer gesunden Ernährung beitragen

Karl Josef Strank

Der Herbst ist die Zeit der Beerenfrüchte. „Herbsten“ ist ein anderes Wort für Wein lesen, denn diese edlen Beeren reifen auch in dieser Jahreszeit. Sie bescheren uns den Genuss von neuem, noch gärendem Traubenmost ebenso wie auch des frisch abgefüllten, ausgegorenen und fertigen „alten“ Weins.

Beeren zu sammeln gehörte in Vorbereitung auf den Winter früher zu den Aufgaben des Herbstes. Die ärgsten Konkurrenten bei dieser Tätigkeit sind Vögel, denn die sind so wie wir an den Früchten des Herbstes interessiert. Wenn keine Netze zum Schutz gespannt werden, sind sie schneller und wenig bleibt von der Ernte übrig. Ersatzweise finden wir ein reiches Angebot in den Supermärkten, wobei sich da auch einige Exoten eingeschlichen haben, die es früher in unseren Gärten nicht gab.

Zum Beispiel die Goji-Beere. Die roten, länglich-ovalen, schrumpeligen, in der Sonne getrockneten Früchte gehören zum Gewöhnlichen Bocksdorn, Lycium barbarum, einem strauchigen Vertreter der Nachtschattengewächse, wozu auch Tomate und Kartoffel zählen. Starke Gifte sind das Markenzeichen dieser Familie. Dass die Goji-Beere Hyoscyamin, das Gift des Bilsenkrauts, enthält, konnte aber nicht bestätigt werden. Andere Namen sind Gewöhnlicher Teufelszwirn oder Chinesische Wolfsbeere, was auf die Herkunft aus Asien, insbesondere Ningxia in China, hinweist. Bei uns ist der Bocksdorn als Zierpflanze und als Straßenbegleitpflanze zur Sicherung von Böschungen verbreitet. In der Heimat ist sie als Küchenpflanze und als Pflanze der traditionellen chinesischen Medizin geschätzt.

Goji-Beeren enthalten die Carotinoide Zeaxanthin und Lutein, die der Maculadegeneration vorbeugen, einer Erkrankung der Netzhaut des Auges, die zur Blindheit führen kann. Spezielle Mehrfachzucker haben immunmodulierende Wirkung und wässrige Auszüge der Goji-Beeren haben starke antioxidative Eigenschaften.

Nach Auffassung der traditionellen chinesischen Medizin erhöhen Goji-Beeren das Yin. Ein Mangel an Yin äußert sich durch folgende Indikationen: Benommenheit, Diabetes, Anämie, Erkältungen, Erschöpfung, Impotenz, Müdigkeit, vorzeitiges Altern, Nachtschweiß, Potenzstörungen, Schwäche in Rücken und Knien, Schwindel, Tinnitus und Sehschwäche, Überanstrengung und Unfruchtbarkeit. Eine Vergleichsstudie konstatiert lakonisch, Goji-Beeren seien gesund, sie hätten aber normalem Obst und Gemüse nichts voraus.

Eine andere Beerenfrucht, die sich seit einiger Zeit immer häufiger in unseren Gärten einfindet, ist die Aroniabeere, Aronia melanocarpa, ein Rosengewächs, das auch als Apfelbeere bezeichnet wird. Sie stammt aus den östlichen Gebieten des nordamerikanischen Kontinents und stellt wenige Ansprüche an die Bodenbeschaffenheit. Sie gilt als sehr robust. Schon im 17. Jahrhundert wurde Aronia in Kanada und den Vereinigten Staaten in Kultur genommen. 1834 gelangte sie über Botanische Gärten nach Russland, wo sie sich ebenfalls weit verbreitete. Züchter haben inzwischen mehrere Sorten ausgelesen.

In Osteuropa erlangte die Apfelbeere den Ruf eines Volksheilmittels gegen Bluthochdruck, Arteriosklerose und Gastritis. Freie Radikale, instabile Sauerstoffmoleküle, sind schädlich, weil sie aggressiv in den Zellstoffwechsel eingreifen. Dieser oxidative Stress gilt auch als Ursache von Krebs. Die natürlichen Inhaltsstoffe der Apfelbeere, insbesondere ein hoher Gehalt an Flavonoiden, die Vitamine E, A, K, Niacin, Riboflavin (B2), Folsäure und die Mineralien Kalium, Jod und Phosphor wirken dem oxidativen Stress entgegen und betätigen sich als effektive „Radikalenfänger“. In ähnlicher Weise betätigen sich die Anthocyane, Farbstoffe, die der Beere das dunkle blauschwarze Aussehen geben. Mediziner schreiben der Aronia den Stoffwechsel anregende, blutbildende, geweberegenerierende und die Abwehrkräfte stärkende Eigenschaften zu. Im rohen Zustand genossen, schmecken Apfelbeeren herb. Auch der Saft hat ein herbes, bittermandelartiges Aroma. Somit bestätigt sie die alte Weisheit, die für viele Hausmittel gilt: „Was bitter ist für den Mund, ist für das Herz (und den Körper) gesund.“

Beide, Goji- und Apfelbeere, können sehr zu einer gesunden und vielfältigen Ernährung beitragen.

voriger Artikel ← | → nächster Artikel

Auswahl nach Erscheinungsdatum

Auswahl nach Themenstichwort

Startseite

zuletzt bearbeitet am 24.XII.2015