23.April 2015

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Ein nahezu wartungsfreies Gehölz: der Feld-Ahorn

Thomas Eßing

Den Feld-Ahorn (Acer campestre) finden wir als Heckenpflanze entlang von Grundstücksgrenzen oder als kleinen einzeln stehenden Baum oder Strauch in Parks und auf offenen Grünflächen. Er wird wegen seines kräftigen Wurzelwerks zur Befestigung von Straßenböschungen eingesetzt oder wächst wild in wenig genutzten Gärten sowie Gebüschen. Als heimische Pflanze kann er sich vielerorts durch Selbstaussaat eigenständig ansiedeln und weiter ausbreiten.

Neben seinen großen „Brüdern“, dem Spitzahorn (Acer platanoides) und dem Bergahorn ( Acer pseudoplatanus), die zu stattlichen Bäumen heranwachsen können, ist der Feldahorn als Strauch oder kleiner Baum recht unscheinbar. Dennoch gibt es gute Gründe dafür, dass er zum Baum des Jahres 2015 gekürt wurde. Hierzu zählt nicht zuletzt, dass er in zwei Bundesländern auf der Roten Liste als gefährdete Art eingetragen ist.

Nachdem der Feld-Ahorn in der letzten Eiszeit in die Süd-Alpen zurückgedrängt wurde, dehnte er sein Verbreitungsgebiet in der nachfolgenden und noch heute andauernden Warmzeit wieder mit etwa 100 Metern pro Jahr Richtung Norden aus. Diese Ausbreitungsgeschwindigkeit ist zum einen abhängig von der Flugweite der geflügelten Samen, und zum anderen von dem Zeitraum, bis ein neuer Baum selbst Samen tragen kann. In der Zeitspanne bis heute schaffte er es, sein Verbreitungsgebiet von Südeuropa aus bis in den Süden von Skandinavien, sowie gen Osten bis nach Asien auszudehnen. In neuerer Zeit haben wir Menschen dabei ein bisschen durch Anpflanzungen nachgeholfen.

Der Feld-Ahorn ist in der Stadt für die Grünflächenämter nicht nur wegen seiner geringen, kompakten Größe ein nahezu wartungsfreies Gehölz. Gelegentlicher Hitze und Trockenheit gegenüber zeigt er sich tolerant, erträgt Bodenverdichtungen und mäßige Belastung durch Streusalz, und nimmt Ozon wie auch andere Luftimmissionen recht schadlos hin.

Seine gute Eignung als Hecke folgt aus seinem buschigen Wuchs mit sehr spätem Laubfall, wodurch auch im Winter ein gewisser Sichtschutz gegeben ist. Er verträgt regelmäßigen Rückschnitt gut und auch das Absägen des Stammes am Boden, wie es gelegentlich an Straßenböschungen erfolgt. Nach einer solchen Maßnahme bildet er bereits nach wenigen Jahren wieder einen großen Strauch.

In kleinen Gärten kann man den Feld-Ahorn zum Formgehölz heranziehen. Wer es klein mag, macht aus ihm einen heimischen Bonsai.

Betrachtet man seine Rolle im Naturhaushalt, so dienen seine Früchte einigen Vogelarten im Winter als Nahrung. Die unscheinbaren Blüten, die Anfang Mai austreiben, bieten Nahrung für Bienen, Hummeln, Schmetterlinge und andere Insekten. Gallmilben nutzen die Blätter des Ahorns, um in ihnen ihre Gallen anzulegen. Diese kleinen Verdickungen stellen optisch kaum ein Problem dar. Das Falllaub wird von Pilzen besiedelt und dient auch vielen anderen Bodenlebewesen als Nahrung. Auch wir Menschen haben in Notzeiten unseren Hunger mit Blättern des Feld-Ahorn gestillt, nachdem wir sie zuvor wie Sauerkraut verarbeitet haben.

Wälder bieten dem Feld-Ahorn nur Lebensraum, wenn sie hell und offen sind. Am häufigsten findet man den Maßholder, wie der Feld-Ahorn regional wegen seines bedingt an Holunder erinnernden Aussehens auch genannt wird, in offenen Landschaften. Gerade an trockenen Standsorten wie Hangkanten von Hohlwegen sowie an leicht höher liegenden Feldrainen, fühlt er sich besonders wohl.

Der Feld-Ahorn wird gelegentlich noch für Drechslerarbeiten oder zum Schnitzen eingesetzt. In früheren Zeiten wurde sein Laub als Viehfutter genutzt und sein Holz in Nieder- und Mittelwäldern als Brennholz geschlagen. Mit der Aufgabe dieser Nutzungsformen ging sein Bestand zurück.


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zuletzt bearbeitet am 14.V.2015