28.Febr.2013

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Igel vertrauen auf ihren Stachelpanzer. Das kostet vielen von ihnen das Leben.

Karl Josef Strank

Igel gelten wegen ihrer Stacheln als wehrhafte Tiere, aber gleichzeitig auch als Sinnbild der Ungeselligkeit. Jemanden als „Schweinigel“ zu titulieren, gilt nach wie vor als kräftige Beschimpfung. Und der Witz mit der Frage: „Wie lieben sich Igel?“ hat inzwischen einen so langen Bart, dass man sie am besten gar nicht mehr oder nur „ganz vorsichtig“ stellen sollte. Allbekannt ist auch das Märchen vom Hasen und Igel, in dem sich der schnelle Hase fast zu Tode hetzt, um da anzukommen, wo der langsame Igel dann immer schon ist, denn merke: In der Ruhe liegt die Kraft.

Die Kugel

Das auffälligste Merkmal der Igel ist ihr Stachelkleid, das ihren Kopf, den Rücken bis zum kurzen Schwanz und ihre Flanken bedeckt. Beim kleinsten Anzeichen von Gefahr, rollen sie sich ein und präsentieren eine stachelige Kugel. Das funktioniert, weil um den gewölbten Rückenmuskel ein zweiter kräftiger ovaler Muskelring liegt. Beide bilden eine Art Kappe und sind mit der stacheligen Rückenhaut verbunden. Zieht sich die Muskelkappe zusammen, so stülpt sie sich wie ein Sack über den ganzen Körper und den Kopf. Auch die Gliedmaßen werden in diesen Sack hineingezogen und durch die Muskelspannung richten sich die Stacheln auf. Die Verteidigungsstellung, stachelstarrende Kugel, ist perfekt. Folglich hat der Igel wenig natürliche Feinde. Uhus schaffen es aber, ihn mit ihren nadelspitzen Krallen und dem kräftigen Schnabel von der ungeschützten Bauchseite her zu knacken. Eher in das Reich der Fabel gehört die Geschichte, dass Füchse Igel ins Wasser kugeln, damit sie sich aufrollen und ungeschützt einem Angriff zugänglich werden. Hunde verbellen Igel zwar wütend, wagen es aber nicht, in die Stachelkugel zu beißen und eigene Verletzungen zu riskieren. Diese fast perfekte Verteidigungstaktik ist aber heute bei veränderten Verhältnissen mitunter ihr größtes Handicap. Da sie weniger vorsichtig und fluchtbereit als andere kleine Säugetiere sind, vertrauen sie auch bei ständig wachsendem Autoverkehr ihrem Stachelpanzer und gehören so zu den Tieren, die auf unseren Straßen am häufigsten überfahren werden.

Igel jagen vor allem Insekten, ihre Zähne und die spitze Schnauze weisen sie als Insektenfresser aus. Daneben fressen sie aber auch Regenwürmer, Asseln, Spinnen, Tausendfüßer, Schnecken, Frösche, Kröten, Eidechsen und Schlangen. Manchmal erbeuten sie Vögel und Kleinsäuger bis zur Größe von Junghasen. Sie gelten als effektive Mäusejäger, weshalb sie früher von den Bauern schon mal in Ställe, Scheunen und Keller gesperrt wurden. Sicher spüren sie Mäusenester auf und fressen die hilflosen Jungen, aber gesunde Mäuse sind zu flink, was wiederum nicht ausschließt, dass sie ab und an dann doch eine kranke Maus erwischen. Da sie sich gelegentlich auch mit Giftschlangen wie der Kreuzotter anlegen und diesen Kampf dank ihres Stachelkleides sogar gewinnen, wenn es ihnen gelingt, der Schlange das Rückgrat zu zerbeißen und die Otter wie auch andere für uns sehr giftige Insekten anstandslos vertilgen, sind Igel nachweislich deutlich giftresistenter als andere Säugetiere.

Den Tag verschlafen

Igel sind nachtaktiv, den Tag verschlafen sie im Versteck. Sie sind aber nicht die ganze Nacht auf den Beinen. Am frühen Abend laufen sie zwei bis drei Stunden Streife, dann noch einmal zwei Stunden nach Mitternacht und noch einmal kurz am frühen Morgen. Jahreszeitliche Einflüsse spielen keine Rolle, offensichtlich richtet sich dieser Rhythmus nach einer Art „inneren Uhr“. Auf seinen Rundgängen ist ein Igel durch Blätterrascheln und sein übliches lautes Schnüffeln und Schnaufen gut zu hören. Bei Erregung steigert sich das zu einem weit hörbaren Fauchen und Puffen. Gelegentlich husten und niesen Igel. Sind sie wütend oder ängstlich, keckern sie laut und in arger Bedrängnis schreien sie sogar gellend. Wenn zwei Igel miteinander kämpfen oder sie sich im Liebesspiel umwerben, sind das – vor allem zu nächtlicher Stunde – überraschende Laute und man fragt sich, wer es denn da so lautstark im Gebüsch miteinander treibt.

Erstaunlich ist der Winterschlaf der Igel. Sie können wie „Kaltblüter“ bis fast auf Umgebungstemperatur auskühlen. Bevor sie erfrieren und sterben, springt der Stoffwechsel an und sie halten eine Körpertemperatur von um die fünf Grad.

Igel sind für den Garten äußerst nützlich. Man sollte ihnen im Herbst immer ein Eckchen mit Laub und Reisig reservieren zum Verkriechen für den Winter. Komfortabler ist es natürlich, ihnen einen Kasten oder einen anderen trockenen Unterschlupf mit einem regensicheren Dach anzubieten.


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zuletzt bearbeitet am 31.III.2013