28.Juli 2011

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Minzen in Karls Garten. Heilpflanzen, die Körper und Geist stärken.

Angela Ertz

Bisher hält sich in diesem Sommer der Bedarf nach Abkühlung und Erfrischung noch sehr in Grenzen. Aber vor allem diese Eigenschaften verbindet man mit Minzen. Sie sind seit der Antike vielgenutzte Heilpflanzen zur Stärkung von Körper und Geist.

So wachsen auch im Karlsgarten in Aachen immerhin vier verschiedene Arten der Gattung Mentha, die Karl der Große auf seinen Reichsgütern angepflanzt haben wollte: Wasserminze, Grüne bzw. Ährenminze, Rossminze und Poleiminze. Alle haben einen vierkantigen Stängel, gezähnte Blätter und kleine, lilafarbene Lippenblüten, die in Scheinähren an der Stängelspitze, sowie je nach Art auch in Büscheln in den Blattachseln sitzen.

Bastarde

Die einzelnen Minzearten sind schwer auseinander zu halten, da sie häufig Bastarde untereinander bilden. So ist die Pfefferminze eine Hybride aus Wasserminze und Ährenminze.

Minzen mögen feuchte, tonige Böden, verbreiten sich gerne über ein dichtes Geflecht von Ausläufern und tragen damit zu einer natürlichen Uferbefestigung von Teichen und Bächen bei. Geht man im Juli an Teich- oder Bachufern entlang, weht einem besonders mittags der frische Duft der Wasserminze in Form der leichtflüchtigen ätherischen Öle entgegen. Alle Minzearten riechen aromatisch, haben aber durchaus verschiedene Nuancen, von muffig-dumpf bis scharf-frisch. Entsprechend sind sie unterschiedlich gut als Tee- oder Würzpflanze geeignet.

Leidenschaftliche Liebe

In der griechischen Mythologie ist die Minze durch die verbotene Liebe zwischen der schönen Minthe und dem Unterweltgott Hades zunächst Symbol für die leidenschaftliche Liebe. Walahfrid Strabo preist in seinen Gedichten die Heilkraft der Minzen gegen die raue Stimme. Sebastian Kneipp greift auf eine Therapie des römischen Arztes Dioskurides zurück und empfiehlt Kränze aus Wasserminze gegen Kopfschmerzen. Als Tee oder pulverisiert in Wein getrunken wurden Minzen von Hildegard von Bingen explizit wegen des guten Geschmacks und ihrer Wirkung als magenberuhigendes Würzkraut für Fleisch und Fisch empfohlen.

Nach der Entdeckung einer besonders aromatischen Minzhybride in einem Garten in Hertfordshire, nämlich der Pfefferminze, durch den Botaniker John Ray avancierte diese ab dem 17. Jahrhundert zum typischen Gewürz der englischen Küche Sie findet sich unter anderem in Saucen zu Fleisch, Gelées, und diversen Schokolade-Minze-Kreationen wieder.

Im bayrischen Eichenau wurde Anfang des 20. Jahrhunderts Pfefferminze in größerem Stil angebaut, jedoch nicht als Gewürz, sondern als hochwertiges pharmazeutisches Produkt, das sogar europaweit exportiert wurde. Und in Zahnpasta oder Kaugummi nutzt heute fast jeder täglich Inhaltsstoffe der Pfefferminze.

Öle und Menthol

Die erfrischende Wirkung der Minzen lässt sich auch physiologisch erklären: Die Blätter der Minzen enthalten neben anderen ätherischen Ölen auch Menthol. Dieses ruft in Wechselwirkung mit den temperaturempfindlichen Rezeptoren der Haut ein Kältegefühl hervor und wird als leicht betäubend empfunden.

Die japanische Minze, Hauptbestandteil des japanischen Heilpflanzenöls, wird sogar speziell zur Gewinnung von Menthol angebaut. Menthol kann bei sehr kleinen Kindern Kehlkopfkrämpfe und Atemnot auslösen und sollte diesen daher nicht verabreicht werden. Minzen wirken durch die enthaltenen Gerbstoffe adstringierend (zusammenziehend) und regen die Verdauung an.

Mittlmeerküche

Weiter wirken sie antiseptisch, krampflösend und beruhigend und stillen damit den Juckreiz. Die Poleiminze (von ‚Pulex‘ Floh) ist die einzige mitteleuropäische Minzeart, die wegen ihrer Inhaltsstoffe nicht zum Verzehr geeignet ist. Sie soll Ungeziefer vertreibende Wirkung haben und wurde auf Grund ihres hohen Gehaltes des Wirkstoffs Pulegon früher als Abortivum verwendet.

Entsprechend ihrer Herkunftsgebiete ist speziell die Grüne Minze fester Bestandteil der Mittelmeer- bzw. nordafrikanischen Küche. Weit verbreitet ist dort zum Beispiel ein heißer Tee aus frischen Minzeblättern.

Als kalte Variante lässt sich durch ein Bündel Minzeblätter, das man einen Tag lang in Apfelsaft mit einigen Zitronenscheiben ziehen lässt und dann mit Mineralwasser aufgießt, leicht eine erfrischende Minzlimonade herstellen.

 

 

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zuletzt bearbeitet am 8.VIII.2011