23.Sept.2010

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Wie Bienen überwintern. Parks und Gärten liefern ein reiches Angebot.

Karl Josef Strank

Bienen lieben die Wärme. An heißen Sommertagen, wenn uns die Kräfte schwinden und wir vor-zugsweise den Schatten oder - wenn es die Zeit erlaubt - einen Biergarten aufsuchen, laufen sie zur Hochform auf. Fleißig fliegen dann die Arbeitsbienen ohne Rast von Blüte zu Blüte und sammeln Pollen und Nektar, was das Zeug hält. Mit vollem Nektarmagen und Pollenknäueln an den Beinen kehren sie zum Stock zurück, entladen ihre Fracht und machen sich in der Regel gleich wieder auf den Weg zur nächsten Sammeltour. In diesen günstigen Zeiten gilt es Vorräte für den Winter zu sammeln, denn schnell werden die Tage kürzer, die Witterung kühler, die Tracht der Futterpflanzen spärlicher, weil eine nach der anderen verblüht, die Nektarproduktion einstellt und Früchte ansetzt.

Waren im Juni/Juli bei guter Tracht (alle als Bienenweide verfügbaren, Pollen, Nektar und Honigtau liefernden Pflanzen) und auf dem Höhepunkt des Jahres 50.000 Arbeiterinnen (bei starken Bienen-völkern 70.000-80.000) im Einsatz, die Brutpflege und Sammelgeschäfte zu erledigen, gehen im Herbst die Zahlen auf unter 10.000 bis 18.000 zurück. Da der Imker ausgangs des Sommers die Ho-nigvorräte ausbeutet, müssen die Völker anschließend mit Zucker für den Winter eingefüttert wer-den. Von den Herbstbienen eines Volkes überlebt in der Regel nur die Hälfte bis 2/3 und startet dann im März in das neue Bienenjahr.

Beginnt das Brutgeschäft, halten die Bienen im Stock eine Temperatur von 33-36°C. Im Winter selbst bei Frost sind es im Innern der Bienentraube immer noch 30°C. Diese Wärme erzeugen sie durch Muskelzittern, was bei anhaltend kalter Witterung stark an den Honigvorräten zehrt. Wegen der auch im Winter angenehmen Bienen-Heizung nisten im Stock gerne Mäuse zur Untermiete, was die Imker aber nicht gerne sehen. Zur Unterstützung der Bienen verengen sie das Flugloch der Beuten und achten darauf, dass diese dicht verschlossen sind. Vögel, insbesondere Spechte, klopfen auf die Beuten und locken so Bienen heraus, die sie dann fressen. Dies kann zu erheblichen Verlusten führen. Die meisten Völker gehen aber dann verloren, wenn die Bienen von Krankheiten geschwächt, ohne ausreichende Vorräte in den Winter gehen. Daher ist gerade das Blütenangebot im Herbst für Bienen äußerst wichtig. Gärtner sollten deshalb die Stauden erst zurückschneiden, wenn sie abgeblüht sind und nicht mehr von Bienen und Hummeln besucht werden.

Paradoxerweise ist das Nahrungsangebot für Bienen heutzutage in der Stadt oft besser als auf dem Land. Die baumreichen Parks und die blumenreichen Gärten liefern vom Frühjahr bis in den Herbst ein reiches Pollen- und Nektarangebot. Die intensive Bewirtschaftung der Ackerflächen bringt zwar ebenfalls ein reiches Angebot, wenn zum Beispiel die Rapsfelder in voller Blüte sind, aber nach dieser Volltracht entstehen dann vielfach große Lücken, weil die Feldflur ohne Hecken, Busch- und Krautsäume nur noch wenig zu bieten hat. In der Regel werden auch die Wiesen frühzeitig gemäht, wenn das Gras noch saftig ist. Blumenreiche Wiesen sind wegen der starken Überdüngung eh selten, die einzige nennenswerte Tracht, die sich in den Fettwiesen entfaltet, ist die des blühenden Löwenzahns. Acker- oder Wildbrachen, wie es sie früher häufiger gab, weil die Landschaft noch nicht so „aufgeräumt“ war mit Schafgarbe, Kornblume, blauem Natternkopf, wilden Malven, Klatschmohn und gemeinem Rainfarn, um nur einige ergiebige Bienenpflanzen zu nennen, machen sich rar.

Zwei Seiten einer Medaille

Imker haben daher immer nach Pflanzen gesucht, die den Ruf einer guten Bienennahrung genossen und haben diese dann auch reichlich ausgesät. Der Riesenbärenklau mit seinen mächtigen Blütendolden ist so vielerorts angesiedelt worden. Dass er unangenehme, phototoxische Eigenschaften hat, einen nässender Hautausschlag verursacht und heute mühsam wieder zurückgedrängt wird, hat man anfangs bei dieser guten Bienenweidepflanze nicht vermutet. Das drüsige Springkraut, entwickelt sich ebenso zur Plage. Als konkurrenzstarker Neubürger verdrängt es heimische Arten und erfüllt nicht ganz die Erwartungen als Pollen- und Nektarspender. Die Robinie, Lieferant des sortenreinen „Akazienhonigs“, schon vor langer Zeit eingeführt, entpuppt sich auch als problematisch. Sie bindet in Wurzelknöllchen Luftstickstoff und düngt magere Böden auf, die eh immer seltener werden. Inzwischen ist sie so gut akklimatisiert, dass sie sich von selbst ausbreitet und heimische Gehölze verdrängt. Dennoch ist es wichtig, dass Bienenweide-Angebot insbesondere durch spät blühende Pflanzen zu verbessern, was auch mit vielen altbewährten Gartenblumen wie Astern, Dahlien, Herbstanemonen, Fetthenne, Topinambur, Zinnien und anderen gelingt.

Das beunruhigende Bienensterben, von dem in der letzten Zeit immer häufiger berichtet wird, hat viele Ursachen. Sicher spielen Pestizide, diverse Bienenkrankheiten, die Varroa-Milbe als saugender Parasit, der schon die Brut befällt und eine normale Entwicklung unterbindet, vielleicht auch der Wandel des Klimas eine Rolle. Der aus diesen Einflüssen resultierende Stress wird aber noch zusätzlich erhöht, wenn die Bienen am Ende eines fleißigen Sammeljahres ohne ausreichenden Honigvorrat und nicht gut ernährt in den Winter gehen. Dann kann es leicht passieren, dass die Verluste ein kritisches Maß überschreiten und das Volk im Laufe des Winters zugrunde geht. Ohne Bienen gäbe es große Ernteausfälle in der Landwirtschaft und die Welternährung wäre gefährdet. Sorgen wir daher lieber für eine gute Ernährung der Bienen und pflanzen Bienenweideblumen.

Mehr über Wildbienen und Honigbienen ist zu erfahren auf dem Lernfest 2010 am kommenden Sonntag, den 26.09.2010, von 11-17 Uhr im Science College Overbach in Jülich-Barmen. Neben der Overbacher Kirmes laden die Partner von exploregio.net mit vielen Experimenten zum Entdecken und Mitmachen ein. Der Eintritt ist frei.


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zuletzt bearbeitet am 18.X.2010