Exkursionsbericht der Gartenreise des Freundeskreises
Botanischer Garten Aachen e.V.durch Mitteldeutschland
vom 02.-10.07.2022

 Gärten, Parks, Schlösser und Städte in Hessen, Thüringen, Sachsen-Anhalt und Niedersachsen

 

Die Rousseau-Insel im Gartenreich von Wörlitz: Hommage an den Naturphilosophen der Aufklärung

 

Wegen der Länge ist der Exkursionsbericht aufgeteilt: Tag 1-4 (diese Seite) - Tag 5-6 - Tag 7-9

 

02.07.2022 Schlossgarten Weilburg - Barocker Residenzgarten mit zwei Orangerien

Zu Beginn der Gartenreise besuchten wir Schloss und Stadt Weilburg, die auf einem Bergsporn hoch über der Lahn liegen und bis heute ein eindrucksvolles Beispiel einer vollständig erhaltenen barocken Kleinresidenz sind.

Oben links ist die erste Orangerie zu sehen, die sehr früh auch als Festsaal genutzt wurde und rechts die zweite Orangerie, deren Dach als Terrasse ausgebaut ist. Auf mehreren Terrassen sind Blumen und Gemüseparterres angelegt. Das Schloss thront auf einem Bergsporn oberhalb der Lahn.

Am Abend schloss sich eine Stadtführung durch Wetzlar an, auf der uns die Begegnung Goethes mit Charlotte Buff (Lotte), in die er sich leidenschaftlich verliebte, nähergebracht wurde. Diese fand ihren literarischen Niederschlag in dem Roman „Die Leiden des jungen Werthers“.

 

 

03.07.22 Schlosspark Bad Homburg vor der Höhe - Vom mittelalterlichen Burggarten zur Parklandschaft

Die Anfänge des Schlossparks in Bad Homburg führen bis ins Mittelalter zurück. Von der ehemaligen Burg ist bis heute der „Weiße Turm“ im Schlosshof erhalten.

Der umliegende Park ist heute im Stil eines englischen Landschaftsgartens gestaltet. Am Schloss sind Parterres mit aufwändigen Teppichbeeten angelegt. Äußerst bemerkenswert ist die Pflanzung von zahlreichen exotischen Gehölzen, unter anderem die großen Zedern vor dem Königsflügel. Landgräfin Elizabeth, Schwester des englischen Königs George IV., hatte um 1820 Libanonzedern aus den Royal Botanic Gardens in Kew bekommen, die in Homburg gepflanzt wurden.

 

 

Kloster Seligenstadt - Klostergarten der ehemaligen Benediktinerabtei

Kloster Seligenstadt ist eine der wenigen vollständig erhaltenen Anlagen in Hessen. Einhard, der Biograph Karls des Großen, erbaute um 840 die Klosteranlage, die den Namen „Seligenstadt“ erhielt. Vermutlich lieferte der St. Galler Klosterplan das Vorbild. Es war als eigenständige kleine Stadt organisiert. Wirtschaftsgebäude, Höfe und Gärten, durch eine hohe Mauer vom weltlichen Geschehen abgetrennt, umgeben Kirche und Kloster. Plünderungen und Verwüstungen während des Dreißigjährigen Krieges brachten das Klosterleben fast zum Erliegen. Ab 1685 erfolgte der Neuaufbau mit den Gebäuden und den Gärten in der heute noch erhaltenen Form.

Links Konventgarten mit Basilika und rechts das „Engelsgärtchen“ im Klosterhof.

Der Konventgarten ist in insgesamt acht Parterres unterteilt. Entlang der Klostermauer sind Spaliere gepflanzt. Im Bild ein Pfirsichbaum.

 

 

04.07.22 Rhön

Ein besonderer Zauber liegt über der Rhön: Der Vulkanismus hat markante Berge geschaffen, an deren Hängen sich Laubwälder, Äcker und Wiesen ausbreiten. Schäfer ziehen mit ihren Herden durch und machen die Idylle perfekt. An diesem Tag hatten wir mit Jürgen Holzhausen, erfahrener Landschaftsschützer im Biosphärenreservat, den perfekten Naturführer, der uns über die Hochfläche der Langen Rhön und durch das Schwarze Moor begleitete.

Das Hochmoor liegt auf 800 m ü. NN und erhält normalerweise viel Regen (etwa 1000 l pro Jahr). Wie die torfige Schlenke rechts im Bild mit Sonnentau aber zeigt, war es wegen fehlender Niederschläge in diesem Jahr äußerst trocken. Die Rhön teilen sich Hessen, Thüringen und Bayern. Im Dreiländereck ist seit 1991 ein Teil als UNESCO-Biosphärenreservat ausgewiesen. In Zella-Mehlis statteten wir dem Zentrum des Biosphärenreservats in einem ehemaligen Nonnenkloster einen Besuch ab. Neben vielen Informationen gab es dort auch ein Rhönschaf zu sehen. Diese sind für die Landschaftspflege der Wiesen auf der Rhön sehr nützlich, denn sie beweiden die Flächen, die für eine maschinelle Mahd nicht geeignet sind. Im angeschlossenen Garten, der ehrenamtlich gepflegt wird, fanden wir folgendes Hinweisschild. Ein bekanntes Problem, mit dem wir im Karlsgarten in Aachen auch zu kämpfen haben.

 

 

Schloss Altenstein - Jeden Tag Champagner...

Schloss Altenstein, 1736 erbaut, war die Sommerresidenz der Herzöge von Sachsen-Meiningen. 1982 brannte das Schloss vollkommen aus und wird seither wieder aufgebaut. Johannes Brahms war oft zu Gast und fühlte sich dort offensichtlich wohl. „Jeden Tag Champagner und was sonst für Herrlichkeiten.“ entnehmen wir einem Brief. Er unternahm viele Spaziergänge im 160 ha großen Park. Der Innenausbau schreitet voran und die Brahms-Gedenkstätte mit Chinesischem Kabinett ist bereits zugänglich.

Das Schloss erinnert an England und im Landschaftsgarten hinterließ Hermann, Fürst von Pückler-Muskau seine Handschrift mit Pleasure Ground, Teppich- und Knotenbeeten.

 

 

05.07.22 Erfurt - Die Stadt fürs Grüne

Erfurt ist die Wiege des deutschen Gartenbaus. Der Erfurter Christian Reichart gilt als der Vater des modernen Gartenbaus in Deutschland. Stolz sind die Erfurter auf die Bundesgartenschau, die im Jahr 2021 stattfand. Folglich besuchten wir nach einer Stadtführung den ega(Erfurter Garten Ausstellung)park.

Oben links: Dom und Severikirche; oben rechts: Rathausplatz; unten links: Krämerbrücke; unten rechts: Waidspeicher.

 

Reich geworden ist Erfurt durch den Anbau und Handel mit Färberwaid. Eine zentrale Rolle spielte die Pflanze daher auf der Bundesgartenschau. In der Broschüre zur ega heißt es:
Schatz am Platz – Färberwaid
Aus gelb macht blau: Schon zur Jungsteinzeit wurde aus Färberwaid blauer Farbstoff gewonnen. Damals existierte die Pflanze, die zur Familie der Kreuzblütler gehört, in den Steppengebieten Südosteuropas und Westasiens. Im Mittelalter wurde das Waid dann vor allem in Thüringen angebaut, den blauen Farbstoff exportierten die Händler bis nach England. Auf der Bundesgartenschau wird die lange vergessene Pflanze nun wieder eine Rolle spielen und auf der Ausstellungsfläche auf dem Petersberg zu sehen sein.

Der egapark beherbergt das Deutsche Gartenbaumuseum, das in der früheren Defensionskaserne der Festungsanlage Cyriaksburg untergebracht ist. Hauptveranstaltungs- und Ausstellungsort ist das Danakil-Gebäude, benannt nach der äthiopischen Danakil-Wüste, eine der wasserärmsten und menschenfeindlichsten Regionen der Welt. Gezeigt werden dort die am extremsten vom Wasser abhängigen Vegetationsformationen unserer Erde: die Wüste (extremer Wassermangel) und der Regenwald (extremer Wasserüberschuss).
Viele Themen und Gartenideen sind auf dem Gelände realisiert. Mit einem Staudengarten wird an Karl Foerster, den bedeutendsten Staudenzüchter der jüngsten Vergangenheit, erinnert. Moderne und ungewöhnliche Staudenkombinationen sind im Piet-Oudolf-Beet zu bewundern. Oudolf gilt unter Kennern als innovativer und moderner Gartengestalter.

Oben links: Piet Oudolf Beet; oben rechts: Dankil, Wüsten- und Urwald-Haus; unten links: Sukkulente Wüstenpflanzen; unten rechts: ein urwaldbewohnendes Chamäleon.

 

 

Während der Reise waren wir drei Tage im Kurhaus Hotel Bad Bocklet untergebracht. Das 1787 erbaute Kurhaus mit einem kleinen aber feinen Kurpark ist heute restauriert und wird als Wellness- und Tagungshotel betrieben.

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