Name im Capitulare Nr. Botanischer Name Familie
pisos mauriscos  68 Pisum sativum L. Fabaceae

 
 Erbse
deutscher Name 
 Erwt
niederländischer Name 
 pois
französischer Name 
 pea
englischer Name 
Beschreibung

Geschichte

 Verwendung


 

Botanische Beschreibung der Art

Die heutigen Kultur-Erbsen stammen wahrscheinlich von der Wildart Pisum elatius ab, die ihr natürliches Vorkommen vom Mittelmeergebiet bis in den Tibet hat. Erbsen gehören zu den Hülsenfrüchtlern von weltwirtschaftlicher Bedeutung. Außer in Europa und Amerika werden sie in Indien und weiten Teilen Afrikas angebaut. Erbsen und Linsen gehören als alte Kulturpflanzen zu den Grundnahrungsmitteln der frühesten Ackerbauern in Kleinasien (Zweistromland) und Mitteleuropa seit der Steinzeit. Sie brauchen nährstoffreichen, lockeren Lehmboden, viel Licht bei gleichzeitiger guter Wasserversorgung. Kühle Witterung im Frühjahr und Sommer bekommen ihnen schlecht.

Die Erbse ist einjährig. Sie besitzt wie viele Hülsenfrüchtler keine selbsttragende Achse, sondern sucht mit den Wickelranken ihrer Blätter an anderen Pflanzen oder Reisig Halt. Die Pflanze wird 0,5-2 m lang bzw. hoch, ist kahl und bereift. Der kletternde oder niederliegende Stengel ist stumpfkantig. Die Blätter sind paarig gefiedert mit 2-6 Fiederblättchen und enden spitzenwärts in 1-3(5) Ranken. Die Fiedern sind bläulich-grün, 2-3 cm lang und 1-3 cm breit. Bei einigen sind sie gezähnt bei anderen ganzrandig. Auffallend ist, dass die Nebenblätter, die an der Basis der Fiederblätter stehen, größer als die Fiederblättchen sind. Sie sind gezähnt bis gekerbt und umfassen halbkreisförmig mit pfeil- bis herzförmigen sog. Öhrchen den Stengel. Die Blüten stehen einzeln oder zu 2-3 in den Achseln der mittleren und oberen Blätter. Der 2-6 cm langgestielte, traubige Blütenstand ist meist kürzer zuweilen aber auch länger als die Blätter in deren Achseln er entspringt. Die 2,5-3 cm langen, von Mai - Juni blühenden Blüten sind weiß, rosa oder blauviolett. Nach Selbstbestäubung entwickeln sich 4-10 cm lange, bis 2 cm breite, aufgeblähte Hülsen, die bis zu acht rundliche Samen enthalten.
 

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Geschichte

Dioskorides bemerkt, dass "Erven aber gesotten und zu essen gegeben machen die Ochsen feyst". Offenbar wurden Erbsen häufig als Tierfutter verwendet. Desweiteren sagt er vom "Ervenmeel" es sei "in den artzneyen zu gebrauchen bequem." Dann folgt eine Beschreibung zur Herstellung des Erbsenmehls, was mittels Quellung der trockenen Samen und Passieren durch ein Sieb erfolgte. "Ervenmeel also bereyt / ist dem Bauch nütz / treibt den harn / und macht ein schöne farb." Mit Honig vermischt, "säubert die Geschwer / vertreibet ... flecken des Angesichts und des gantzen Leibs." Mit Wein vermischt und als Paste oder Pflaster aufgetragen, heilte es der Menschen, Hunde und Nattern Biss. Es wurde also auch zur Wundheilung, gegen Geschwüre und Unreinheiten der Haut verwendet. Hildegard von Bingen befindet, dass Erbsen für Gesunde gut zu essen sind und stark machen, aber für Kranke eher schädlich, da sie keinerlei Kräfte in sich haben, um Krankheiten auszutreiben. Der Name im Capitulare ´pisos mauriscos´ weist auf die arabisch orientalische Herkunft dieser Kulturpflanze hin. Wobei die Mauren zur damaligen Zeit in Nordafrika und Spanien ansässig waren und dort ihr Reich mit einer hochentwickelten und blühenden Kultur unterhielten.

Interessantes weiß von Perger aus den deutschen Pflanzensagen zu berichten. Danach gehörten Erbsen zu den Lieblingsspeisen der Zwerge und galten als Leichengericht. In Freiburg wurde den Männern, welche Leichenwache hielten, um Mitternacht eine Erbsensuppe gereicht. Beim Legen der Erbsen musste man schweigen und damit die gesäten nicht von den Vögeln gefressen werden, sollte man drei Erbsen in den Mund nehmen und sie vergraben. Es ging auch der (Aber)glaube dass, wenn ein Mädchen oder Junge eine Schote mit neun Erbsen fand und diese hinter die Tür legte, der Nächste der über die Schwelle hereintritt, den Namen des künftigen Bräutigams oder der Braut ausspricht. Erbsen, die am Johannisfeuer gekocht sind, helfen das ganze Jahr über für Quetschungen und Wunden. Wer eine einzelne Erbse findet, solle diese nicht unbeachtet liegen lassen, denn Mancher habe durch Erbsen eine Königstochter oder ein Schloss gewonnen. Von Weihnachten bis hl drei Könige sollte man keine Erbsen essen, sonst bekommt man in dem nämlichen Jahr Schwären. Von Perger: "Bei der Tyrjagd, die so wie das Haferfeldtreiben, eine Art Volksgericht war, durch welches man leichtfertige Weiber und böswillige Männer strafte, wurden die Tyrjäger mit Erbsenstroh umwunden". Er berichtet von der Insel Rügen folgende Begebenheit, dass es dort einen Knecht gab, der keine Erbsen mochte. Kamen sie auf den Tisch, so fuhr er mit dem umgekehrten Löffel hinein und sagte höhnisch: "Hock up, so fret ick di." Er verlor seine Arbeit und bald ging es ihm so schlecht, dass er gerne auch Erbsen gegessen hätte. Er kehrte zu seinem alten Herrn zurück und bat ihn um Dienst. Der fuhr nun mit der umgekehrten Schaufel in einen Haufen Erbsen und rief: "Hock up, so met (miete) ick di." Der Knecht musste aber abziehen, weil keine Erbse auf der umgekehrten Schaufel liegen blieb. In dem bekannten Märchen von H. C. Andersen wird die richtige Prinzessin mit ihrer zarten und empfindlichen Haut ja gerade daran erkannt, dass sie durch etliche Polster und Kissen den Druck einer zuunterst im Bett versteckten Erbse erspürt. Ein versteckter Hinweis darauf, dass Erbsen als altes Schönheitsmittel eine glatte und zarte Haut machen. Den Älteren sind Erbsen sicher auch noch in Erinnerung als Frenkel- oder Murmelersatz bei den einfachen, aber phasenweise mit Enthusiasmus betriebenen, Kinderspielen oder als unentbehrliche Munition für die "Erbsenpistole".
 

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Heutige Bedeutung und Verwendung

Bei den heute angebauten Erbsen der Art Pisum sativum unterscheidet man zwei Unterarten: Futter- oder Ackererbsen der subspecies arvense und Speiseerbsen der subspecies sativum. Erstere haben violett purpurne Blüten und oft eckig geformte, gefleckte oder punktierte, dunkelbraune Samen. Sie werden geschrotet als Kraftfutter für Milchvieh, Geflügel, Arbeitstiere oder als Grünfutter und Gründüngung verwendet. Die Speiseerbsen werden als Trockenfrüchte und als grüne Erbsen verwendet. Drei Varianten werden unterschieden: Palerbsen (Schal- oder Brockelerbsen) sind besonders stärkereich, bleiben nach dem Trocknen rund und vertragen leichten Frost. Markerbsen (Runzelerbsen) enthalten Zucker und Stärke, sind frostempfindlich, schrumpfen bei der Reife, bleiben zart und können nur als Grünerbsen verwendet werden. Zuckererbsen haben keine harte Pergamentschicht in den Hülsen. Daher kann man wie bei den grünen Bohnen die jungen Hülsen mitsamt den Samen als Gemüse kochen.

Der Nährstoffinhalt grüner Erbsen liegt bei etwa 13 % Kohlenhydrate, 6-7 % Proteine, 0,4-0,7 % Fette, 1,5-2,6 % Rohfasern und 1 % Mineralstoffe (sehr reich an Kalium). Unter den Vitaminen ist am meisten Vitamin E (1,6-5,9 mg) vorhanden. Die Samen werden als Gemüse gegessen oder als Eintopf (gemahlen als Suppengrundlage) zubereitet. Die Erträge liegen für Gemüseerbsen bei 30-130 dt/ha, für trockene Erbsen bei 6-35 dt/ha.
 

 




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zuletzt geändert am 4.VII..2001