Name im Capitulare  Nr. Botanischer Name Familie
carvitas
52
Daucus carota L. Apiaceae

 
 Möhre
deutscher Name 
 Peen
niederländischer Name 
 carotte sauvage
französischer Name 
 carrot
englischer Name 

 
Beschreibung

Geschichte

 Verwendung

 
Botanische Beschreibung der Art

Die Möhre, Karotte oder Mohrrübe ist ein zweijähriges Doldengewächs und von daher mit den eigentlichen Rüben (Kohlgewächse) nicht verwandt. Im ersten Jahr erzeugt sie eine Rosette aus doppelt bis dreifach gefiederten Blättern. Im zweiten Jahr wächst der verzweigte, borstig behaarte Blütenspross hervor, wobei die in der Rübe gespeicherten Nährstoffe verbraucht werden. Der Blütenstand ist eine Doppeldolde aus 3 mm kleinen weißen Blüten. In der Mitte der Dolde befindet sich die typische einzelne schwarz-rote Mohrenblüte (selten sind es 2-4 oder fehlt diese ganz). Die Möhre blüht von Juni bis Oktober. Zur Fruchtzeit zieht sich die während der Blüte flache Dolde wie ein Vogelnest zusammen, sie bildet 4 mm lange rauhhaarige Doppelfrüchte.

Die verholzende Pfahlwurzel der mitteleuropäischen Wildart (Subspecies carota) ist weiß und carotinlos. Die Wurzel besteht aus einem inneren Mark mit Leitungsgewebe und einem äußeren, zarteren Teil mit Speichergewebe. An den Austrittsstellen der in vier Reihen angeordneten Seitenwurzeln entstehen infolge des Dickenwachstums helle, rillenartige Narben.

Die heutige Gartenmöhre (ssp. sativa) geht wahrscheinlich auf eine Kreuzung unserer Wildmöhre mit der südeuropäischen ssp. maximus und evtl. der orientalischen ssp. afghanicus zurück, wobei als neues Merkmal die fleischige orangerote Rübe entstand. Den Kultursorten fehlt übrigens meist die Mohrenblüte. In den einzelnen Anbaugebieten gab es im Verlauf der Kulturgeschichte verschieden geformte und gefärbte Möhren, die je nach Gehalt an Anthocyanen, Carotinen oder anderen Farbstoffen zwischen hellgelb und rotviolett variierten. Erst seit ca. 100 Jahren existieren durch Züchtung die heutigen, extrem carotinhaltigen Sorten.

Möhren brauchen einen sonnigen Standort und einen lockeren, fruchtbaren Boden. Die wilde Möhre besiedelt Wiesen, Wegränder, und Halbtrockenrasen. Sie ist häufig und fehlt nur im Tiefland.
 

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Geschichte

Dioskorides beschreibt unter dem Namen Staphylinos (dtsch. wilde Pasteney) eine Pflanze, die Merkmale der wilden Möhre trägt. Er empfiehlt sie als Arznei zur Anregung der Menstruation, als Diureticum und als Mittel gegen giftige Tiere. Die Wurzel erwecke Begierde zum Beischlaf, der Samen verhelfe dagegen zur Empfängnis. Die Blätter dieser Pflanze und als Pflaster aufgebrachte Samen sollen gegen Krebsgeschwüre helfen. Ähnliche Wirkungen weist er einer ebenfalls beschriebenen Pflanze mit Namen Daucus (dtsch. Feldt Moren / Vogelsnester) zu. Im Kochbuch des römischen Feinschmeckers Apicius ist von carota als Gemüse die Rede. Die römischen Bezeichnungen aus dieser Zeit sind wahlweise carota und pastinaca, und auch Nennungen zwischen dem 9. und 12. Jh. (etwa im Capitulare Karls des Großen oder bei Hildegard von Bingen) können sich sowohl auf Möhre wie auf Pastinak beziehen. Albertus Magnus nennt als erster eindeutig den Namen daucus in Verbindung mit der dunkelroten Mittelblüte. Eine Nutzung als Arznei oder Speise wird jedoch nicht angegeben. Hieronymus Bock bildet eine gelbe Rübe ab, die im Rheinland als Gemüse angebaut wurde und unterscheidet diese auch von der holzigen wilden Möhre mit weißer Wurzel, die nur in Notzeiten gegessen wurde. In Britannien wurde die Kulturmöhre erst im 16. Jh. eingeführt. Die Blätter dienten Frauen als Haarschmuck. Von Perger berichtet in den Pflanzensagen, dass die Möhre im Volksbrauchtum wegen ihrer Süße als Lieblingsspeise der Zwerge galt, die dafür oft ein Goldstück hinlegten. Daher sollte man am Neujahrstag Möhren essen, damit das ganze Jahr über das Geld nicht ausgeht. Auch erzählt er folgende nette Münchhausiade von der Rübe: Ein Samenhändler reiste über den Rhein und ließ im Schwarzwald ein Samenkorn fallen. Als er zurück kam, war eine so große Rübe daraus gewachsen, dass er zwei Ochsen damit mästen konnte, die während dieser Fütterung so große Hörner bekamen, dass wenn man zu Martini in eines derselben hinein blies, der Ton erst zu Georgi herauskam.

Früher wurde der Samen der wilden Möhre unter der Bezeichnung "Semen Dauci silvestris" als harntreibendes und blähungsstillendes Mittel verwendet. Samen und Wurzel wurden auch als Wurmmittel verabreicht. Inhaltsstoffe der Möhren sind antibakteriell wirksam und helfen zum Beispiel, in Verbindung mit dem enthaltenden Pektin, gegen Durchfall bei Säuglingen. Möhrensaft mit Sirup eingekocht ergibt ein gutes Mittel gegen Husten. Vor dem Essen eingenommener roher Möhrensaft soll gegen Sodbrennen helfen. In der Volksmedizin wurden Möhrensamen auch gegen "Kater-Beschwerden" eingenommen.
 

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Heutige Bedeutung und Verwendung

Die Rübe ist reich an Kohlenhydraten, Provitamin A (Beta-Carotin, 10mg/100g) und enthält geringere Mengen Vitamin C, B1 und B2, Pektin sowie Asparagin. Den Carotinen wird eine anticancerogene Wirkung nachgesagt. Möhrensaft wirkt insgesamt entgiftend und harntreibend. Etherische Öle und Flavonoide im Samen bilden den charakteristischen Geschmack und haben eine beruhigende Wirkung auf den Magen-Darm-Trakt und einen günstigen Einfluss auf die Blutgefäßwände. Da Carotin fettlöslich ist, sollten Möhren mit Milch, Öl oder anderen Fetten zusammen gegessen werden. Wegen des hohen Gehalts der Vorstufe des Vitamin A sind Möhren als Nahrung wertvoll, weil die biochemischen Wirkungen des fertigen Vitamins A in der günstigen Einwirkung auf das Wachstum des jugendlichen Organismus, in der Infektionsabwehr und der Mitwirkung beim Sehvorgang bestehen. Während der Schwangerschaft eingenommene Samen können Fehlgeburten auslösen. Möhrenblätter enthalten das in größeren Mengen giftige Polyin Falcarinol.

Mit über 10 Mio. to Weltjahresproduktion der verschiedensten Sorten gehört die gut lagerbare Möhre zu den wirtschaftlich bedeutenden Gemüsen (3. Stelle der Frischgemüsepflanzen). Die Anbauzentren sind Europa und Asien. Neben dem Anbau als Gemüse und Viehfutter wird in einigen Ländern auch das Carotin industriell als Speisefärbemittel extrahiert. Das irisähnlich duftende etherische Öl der Samen wird zur Herstellung von Parfum und Gewürzextrakt, sowie für medizinische Zwecke verwendet.
 

 


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zuletzt geändert am: 30.VII.2002