Name im Capitulare Nr. Botanischer Name Familie
coloquentidas 20a Citrullus colocynthis (L.) Schrad. Cucurbitaceae

 

         
 Koloquinthe
deutscher Name 
 Bittere komkommer
niederländischer Name 
 coloquinte officinale
französischer Name 
 colocynth
englischer Name 
 

Beschreibung

Geschichte

 Verwendung


 

Botanische Beschreibung der Art

Wahrscheinlich stammt die Koloquinthe ursprünglich aus den afrikanischen Tropen und wächst wild als mehrjährige Pflanze in dürren Steppen und Halbwüsten im Mittelmeerraum, im südwestlichen Asien und in Ostindien. Sie blüht im August / September und hat ihre Reifezeit im Oktober. In Mitteleuropa kann sie nur als einjährige Pflanze kultiviert werden, deren Früchte oft nur im Gewächshaus reifen.

Wie die meisten Vertreter aus der Familie der Kürbisgewächse ist die Koloquinthe eine Rankpflanze. Aus einer dicken fleischigen Wurzel, die sehr viel Wasser speichert, wächst ein 1-2 m langer, niedergestreckter Stängel, der kantig gefurcht und mit leicht brechenden Haaren besetzt ist. Er windet sich hin und her und verzweigt sich. In den Blattachseln wachen einfache oder zweispaltige, schlanke Ranken, die unten gerade und behaart, nach oben hin aber kahl und schraubenförmig gewunden sind. An 2-6 cm langen Stängeln sitzen die auf der Unterseite stärker als auf der Oberseite behaarten, handförmigen Blätter mit den fünf vorgezogenen Endlappen, die gebuchtet, fiederspaltig und stumpf oder spitzlich sind. Die Blätter sind 5-12 cm lang und 3-8 cm breit.

Die Pflanze ist einhäusig, d.h. männliche und weibliche Blüten befinden sich auf einer Pflanze. Diese stehen einzeln in den Blattwinkeln, unten die männlichen, oben die weiblichen mit ihren 3-fächrigen, vielsamigen Fruchtknoten. Bei beiden Blüten sitzt die tief 5-teilige weitglockige Krone in einem ebenfalls glockenförmigen Unterkelch aus spitz zulaufenden Kelchblättern. Die Krone ist gelb und außen behaart.

Die Frucht misst etwa 10 cm im Durchmesser und ist kugelrund wie eine Orange, hellgrün vor der Reife, danach gelb oder grün-gelb gestreift. Eine 1 mm dicke, harte und glatte, lederartige Rinde umschließt das Fruchtfleisch, das weiß, trocken und schwammig und an der Stelle der zerklüfteten Scheidewände leicht in drei Teile spaltbar ist. Es schmeckt widerlich bitter. Die gelben, grünlichen oder bräunlichen Samen sind eilänglich und eingedrückt, werden 6-7 mm lang und 2 mm dick. Sie wachsen scheinbar in 6 Fächern an eingekrümmten Samenträgern an beiden Seiten der Scheidewände. Im Gegensatz zum Fruchtfleisch sind die Samen nicht giftig.
 

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Geschichte

Der Name Citrullus entstand wohl aufgrund der orangen-ähnlichen Frucht. Auch könnte die ital. Bezeichnung „citriolo" für Kürbis einen Einfluss gehabt haben. „colocynthidis" zusammengesetzt aus kolon = Eingeweide und kineein = bewegen, die zusammen ziemlich genau die Wirkung der Frucht beschreiben, war bereits im klassischen Altertum für die Koloquinthe gebräuchlich. Doch schon in der Bibel werden „wilde Gurken" erwähnt, womit wohl die Koloquinthe gemeint sein dürfte: „Da ging einer aufs Feld hinaus, um Kräuter zu sammeln, und er fand ein wildes Rankengewächs und las davon ein Kleid voll wilde Gurken. Und nachdem er heimgekommen war, schnitt er sie in den Kochtopf; denn er kannte sie nicht. Als er sie aber den Leuten zum Essen hinschüttete und sie von dem Gericht aßen, schrieen sie: Der Tod ist im Topfe, Mann Gottes." (2.Könige 4,39-40)

Plinius und Dioskorides war die Koloquinthe bestens bekannt. Dioskorides empfahl das Fruchtmark mit Meth und Honigwasser und Myrrhen und gesottenem Honig zu vermischen und „Pilulen" daraus zu machen, die die Kraft zu purgieren hätten und den Darm reinigten. Das Fruchtmark, gedörrt und gestoßen, zu Klistieren gemischt, sollte gut sein gegen Hüftschmerzen. Zu Zäpfchen geformt, sollte es eine Abtreibung einleiten. Gegen Zahnschmerzen sollte helfen, wenn man eine Brühe herstellte, indem man Essig in dem ausgehöhlten Koloquinthenapfel kochte und damit die Zähne wusch. Ein ähnlicher Sud aus Honigwasser oder süßem Wein im Koloquinthenapfel gekocht, sollte purgierend wirken, „sind aber dem Magen über die Maß zu wider." Arabische Ärzte setzten bei ihren Behandlungsmethoden die Koloquinthen sehr häufig ein und machten sie damit im gesamten Mittelmeerraum bekannt.

Bis ins 19.Jh. wurde die purgierende Wirkung der Koloquinthe genutzt, um entweder „die bösen Säfte aus dem Darm" abzuleiten oder um Erleichterung bei Wassersucht und bemerkenswerterweise bei Gemüts- und Nervenkrankheiten herbeizuführen.
 

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Heutige Bedeutung und Verwendung

Koloquinthenäpfel, d.h. die getrockneten, von der äußeren harten Fruchtschale befreiten und entkernten Früchte waren und sind noch immer ein drastisches Abführmittel, das, wie HUSEMANN in KÖHLERS „Atlas der Medizinalpflanzen" sagt: „noch Leibesöffnungen schafft, wo z.B. bei Geisteskranken oder bei habituellerer Obstipation Rhabarber, Aloe oder Jalape unwirksam sind."

Das Fruchtfleisch enthält Cucurbitacine, Bitterstoffe, tetracyclische Triterpentine, ihre Glycoside, Phytosterole, Fette u.a.. Die Wurzel enthält Saponine. Vergiftungen treten bei Überdosierungen auf, wo sie dann zu Entzündungen des Magen-Darm-Traktes, der Niere, der Blase und zu Kolikschmerzen führen. In der Homöopathie wird die Koloquinthe in ganz geringen Dosen eingesetzt und zwar gegen Magen-, Darm-, und Gallenkoliken, gegen Dysmenorrhoe und Neuralgien. Extrakte der Droge verwendet man auch in Mitteln zur Bekämpfung von Motten und Wanzen. Die heutigen Anbaugebiete für Koloquinthen liegen im Sinai und in der Wüste Negev, von wo aus die Früchte weltweit an die pharmazeutische Industrie geliefert werden. In Notzeiten machten Beduinen einiger Stämme eine Art Brot aus den genießbaren Samen. Diesen wird dabei der bittere Geschmack entzogen, indem sie zusammen mit Datteln pulverisiert werden. Strauße und Wasserbüffel können die ganze Koloquinthenpflanze unbeschadet fressen.
 



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zuletzt geändert am 24.VIII..2001