Herbstwanderung im Aachener Stadtwald am 9. Oktober 2016
 


Die diesjährige Herbstwanderung führte im Aachener Stadtwald rund um den Brandenberg mit der besonderen Farnflora. Zuerst wurden relativ geläufige Farne demonstriert wie der Frauenfarn (Athyrium filix-femina), der Breitbättrige Dornfarn (Dryopteris dilatata) und der Karthäuser-Dornfarn (Dryopteris carthusiana).

 

 

 

 

 

Am Klausberg kam der bekannte Männliche Wurmfarn (Dryopteris filix-mas) dazu. Etwas weiter in einem streng nordexponierten Hangabschnitt wurde die eigentliche Sensation des Aachener Stadtwalds angetroffen: der Spreuschuppige Wurmfarn (Dryopteris affinis im weiteren Sinne) (Abb. rechts). Im engeren Sinne dürfte es sich um Dryopteris borreri handeln. Ohne cytologische bzw. gentechnische Methoden ist die genaue Zuordnung bislang allerdings nicht entscheidbar.

 

  Im typischen Fall kann man den Spreuschuppigen Wurmfarn an folgenden Merkmalen vom Männlichen Wurmfarn unterscheiden: Die (überwinternden) Blätter sind dunkler grün und auch ein Bisschen glänzend. Die Fiederchen letzter Ordnung sind kaum gezähnt oder völlig ganzrandig. Und die Fiedern 1. Ordnung stehen so nahe zueinander, dass sie sich oft überlappen. Dummerweise zeigen nicht alle Exemplare des Spreuschuppigen Wurmfarns diese Merkmale so ausgeprägt und umgekehrt gibt es auch Formen des Männlichen Wurmfarns, die dem Spreuschuppigen Wurmfarn ähneln können. Aber es gibt ein Merkmal, das völlig eindeutig ist. Das ist die schwarz-violette Färbung am Grund der Fiederstielchen (roter Pfeil Abb. links). Deswegen dreht auch der Exkursionsleiter im obigen Bild den Wedel auf die Unterseite.

 

 

Worüber hat sich der Exkursionsteilnehmer unten so gefreut? Er hat einen Vorkeim (Prothallium) gefunden. Anders als bei Blütenpflanzen entstehen aus den Sporen erstmal kleine, moosähnliche Vorkeime, auf denen sich die eigentlichen Geschlechtsorgane entwickeln. Rechts kann man das im Detail sehen. Die dunkelgrünen, flach an den Boden gepressten Gebilde sind die Vorkeime. Die größeren, gabelig geteilten Blättchen sind die ersten Blätter neuer Farnpflanzen. Normalerweise findet man sowas im zeitigen Frühjahr, aber in diesem komischen Jahr verwechseln anscheinend auch die Pflanzen die Jahreszeiten.

     

Auf dem Rückweg zum Ausgangspunkt wurde auch noch der Adlerfarn (Pteridium aquilinum) angetroffen, der mit seinen riesigen Wedeln (die Laien oft für Sprosse halten) der größte heimische Farn ist. Wie immer endete die Exkursion mit einer feuchtfröhlichen Nachsitzung, diesmal in einem Ausflugslokal am Ronheider Berg.