Name im Capitulare  Nr. Botanischer Name Familie
costum
4a
Saussurea costus L. Asteraceae

 
 
 Indische Kostuswurzel
deutscher Name 
 Costus
niederländischer Name 
 costus
französischer Name 
 costus
englischer Name 

 
Beschreibung

Geschichte

 Verwendung

 
Botanische Beschreibung der Art

Im Gegensatz zu einer "Costus" genannten Pflanze, die in den Tropen wächst und den Ingwergewächsen (Zingiberaceae) zugerechnet wird, gehört Saussurea costus (synonym S. lappa) mit ca. 300 anderen Arten der Gattung zu den Asterngewächsen. Es handelt sich um distelähnliche Stauden mit wechselständigen einfachen, ganzen oder fiederschnittigen Blättern und Blütenköpfen aus zwittrigen Einzelblüten mit oder ohne Strahlenblüten, in Trugdolden oder Rispen oder einzeln angeordnet und kahlen Samen, die an einem Pappus aus fedrigen und rauen Borsten oder Haaren hängen. Alle Saussurea-Arten wachsen in den Gebirgsregionen von Europa, Asien und Nordamerika. Saussurea costus ist auf dem indischen Subkontinent in den Gebirgsregionen von Kaschmir (2.500-3.300 m Höhe) heimisch.

Aus einer dicken, sich verjüngenden Wurzel wächst ein einfacher aufrechter Stängel 2-3 m hoch. Die ungefähr 30 cm langen Grundblätter sitzen an langen Stielen und sind fiederschnittig oder unregelmäßig gebuchtet mit großer oft dreieckiger Spitze und ganz oder unregelmäßig gezähntem Rand. Die oberen Blätter umfassen den Stängel und sind kleiner. Die lila bis blauschwarzen Blütenköpfe sind 2,5-3,5 cm breit und sitzen vereinzelt oder zu wenigen in dichten runden Endknäueln. Sie haben eiförmig-lanzettliche Kelchblätter mit schmalen verdrehten und zurückgebogenen Spitzen. Die 5 mm langen Samen hängen an unterschiedlich langen (-15 mm) Pappi. Die Vermehrung erfolgt über reife Samen und Teilung im Frühjahr. Als Standort für die Kultivierung eignen sich feuchte Böden in sonniger oder halbschattiger Lage. Die Wurzel wird im Herbst und im Frühjahr geerntet.
 

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Geschichte

Benannt ist die Gattung Saussurea nach dem Schweizer Botaniker Horace Benedict de Saussure (1746-1799). Über den Namen costus ist nichts bekannt. Die Kostwurz wurde im Altertum schon auf der Seidenstraße nach Europa gebracht, sogar im Austausch gegen Wein, Kupfer, Zink, Blei, Glas, dünnem Stoff u.a. nach Rom transportiert, wie es im "Handbuch für griechische Schiffer" aus der Zeit Neros berichtet wird. Damals wie auch später im Mittelalter war Kostus in zahlreichen Arzneimitteln enthalten.

Ein Beispiel aus dem Lorscher Arzneibuch für das "undankbare" Antidot (= Gegenmittel) gegen Seitenstechen, Erbrechen von Blut, Husten, Atemnot, Dysenterie, Schlaflosigkeit:
1 Unze Gelbdolde, 2 Unzen Safran, 1 Unze Bibergeil, 4 Unzen langer Pfeffer, 1 Unze Pfeffer, 4 Unzen Kostwurz, 4 Unzen Styrax, 1 Unze Zimtkassie, 1 Unze Mutterharz, genügend attischer Honig.
Übrigens heißt das Mittel "undankbar", weil bereits nach einmaliger Einnahme das Leiden so schnell verschwand, dass man auf weitere Einnahmen verzichtete und den Arzt einfach nicht mehr bezahlte.

Dioskorides unterscheidet drei Sorten Costus: den arabischen, den er für den besten hält, klein, nicht bitter, weißlich mit einem starken lieblichen Geruch, den indischen, voll, fest, schwarz und leicht und ähnlich dem Kraut Ferula (F. communis = Ferkelkraut, Steckenkraut) und den syrischen, der schwer und gefärbt wie Buchsbaum war und einen scharfen, beißenden Geschmack hatte. Ersatzweise wurden Alantwurzeln als Kostus verkauft, die aber nicht so scharf und beißend schmeckten und weniger stark rochen.
Dioskorides empfiehlt Bäder und Dampfbäder, Salben, Breie, Zäpfchen, Pulver, Tränke aus Costus oder mit Costus zusammen zum Purgieren und Harntreiben, zum Herbeiführen der Periode, zur Beruhigung von Schmerzen insbesondere des Unterleibs und der Gebärmutter, gegen Fieber, Spulwürmer, Blähungen, Pickel, Hautunreinheiten und Leberflecken im Gesicht und gegen alte Wunden, Hüftgicht (Ischias) und geschwollene Glieder. Und zum Schluss meint Dioskorides noch: "Zweyer quintlin (costus) mit Meth und Honigwasser getruncken macht er ein begird zur unkeuschheit."
 

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Heutige Bedeutung und Verwendung

Zum ersten Mal wird über den Anbau von Costum im Capitulare de villis berichtet. Allerdings ist nicht sicher festzustellen, welche Pflanze gemeint ist: die Kostwurz (Saussurea costus), die in Mitteleuropa als Freilandpflanze nicht bzw. nur schlecht gedeiht, oder die Frauenminze (Tanacetum balsamita). Im Karlsgarten sind daher beide Pflanzen vorgesehen.

Obwohl die Droge Radix Costum ehemals als Bestandteil zahlreicher Arzneimittel sehr beliebt und geschätzt war und rege gehandelt wurde, kann man die Pflanze letztlich nicht endgültig weder aus antiken Schriften noch später nach Kräuterbüchern oder Pflanzenglossaren bestimmen, da es keine eindeutigen Beschreibungen oder Abbildungen gibt. Im Dioskorides ist lediglich der Teil einer getrockneten Wurzel zu sehen, die zu vielen Pflanzenarten passen würde.

Radix Saussureae enthält ein etherisches Öl, das die Grundlage für zahlreiche Flüssigkeitsextrakte, Öle, Puder, Absude und andere Arzneimittel bildet. Dieses Öl darf aber isoliert nicht innerlich angewendet werden. In der chinesischen Medizin spielt es heute noch eine große Rolle. Deshalb wird die Kostwurz in China angebaut, nachdem der Export der Wurzeln in Indien mittlerweile wegen intensiven Sammelns und der damit verbundenen Gefahr der Ausrottung verboten ist. Die ayurvedische Medizin verwendet die Kostwurz schon seit 2.500 Jahren als kräftigendes, anregendes und antiseptisches Mittel, als Aphrodisiakum wie auch als Empfängnis verhütendes Mittel und als Haarfärbemittel. Zusammen mit anderen Arzneipflanzen wird die Kostwurz eingesetzt bei Atemwegserkrankungen (Bronchitis, Asthma), bei Verdauungsbeschwerden (Blähbauch, Verstopfung) und Erkrankungen von Leber und Gallenblase, bei Cholera. Eine weitere Verwendung findet die nachhaltig duftende Wurzel vor allem in China als Fixativ in der Parfumindustrie. Wegen der Intensität des Geruchs heißt die Kostwurz in China auch "Mu-xiang" = Holzgeruch.
 

 

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zuletzt geändert am: 6.VIII.2002