Name im Capitulare  Nr. Botanischer Name Familie
uniones
58a
Allium fistulosum L. Alliaceae

 
 
 Winterheckzwiebel
deutscher Name 
 Grof bieslook
niederländischer Name 
 ciboule
französischer Name 
 welsh onion
englischer Name 

 
Beschreibung

Geschichte

 Verwendung

 
Botanische Beschreibung der Art

Die Winterheckzwiebel ist mehrjährig und winterhart. Sie bildet nur sehr kleine Zwiebeln. Dafür wächst sie im Laub umso üppiger. Man zählt sie daher zu den Lauchzwiebeln. Ihre Schlotten, wie man die Blätter auch nennt, sind dunkelgrün, hohl und in der Mitte verdickt und werden 30-50 cm hoch. Auf die röhrigen und innen hohlen Blätter geht auch der lat. Artname fistulosus zurück, was soviel wie "voller Löcher" bedeutet. Weitere volkstümliche Namen sind Röhrenlauch, Ewige Zwiebel, Schnittzwiebel, Schlottenzwiebel, Welsche Zwiebeln, Lange Bollen, Jakobszwiebel und im Schwäbischen auch Schnattra.

Im Juli/August erscheinen auf dicken, ebenfalls aufgeblähten Stängeln große kugelige Aggregate, die aus vielen einzelnen, kleinen und weißen Blüten bestehen.

Winterheckzwiebel werden im März/April oder im August breitwürfig und dünn ausgesät. Die aufgewachsenen Sämlinge werden dann in kleinen Büscheln im Abstand von 20-40 cm verpflanzt. Die Pflanzen benötigen kaum Pflege. Sie können 3-4 Jahre am selben Platz stehen, sollten dann jedoch geteilt und verpflanzt werden. Die im Sommer erscheinenden Blütenstände werden abgeschnitten. Die grünen Schlotten können ganzjährig geerntet und wie Schnittlauch verwendet werden. Die hohlen, aromatischen Blätter können auch im Winter und Frühjahr als Frischgemüse oder mit Salat gegessen werden. Sie gedeihen gut auf tiefgründigem, humosem Boden in sonniger und geschützter Lage.
 

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Geschichte

Fachleute waren lange Zeit der Ansicht, dass die Winterheckzwiebel von der in Sibirien wild wachsenden Art Allium altaicum abstammt. Inzwischen wird angenommen, dass sie ursprünglich in Zentral- und Westchina beheimatet war und dort schon sehr früh in Kultur genommen wurde. Von hier aus fand sie den Weg nach Japan und über Russland nach Europa. In der griechischen und römischen Antike gibt es keine Hinweise auf die Winterheckzwiebel ebenso wenig wie in den mittelalterlichen Quellen. Nach Körber-Grohne lassen sich erstmals im Kräuterbuch des Camerarius 1585 (gedruckt 1626) zwei dargestellte Abbildungen als Winterheckzwiebel deuten. Helm berichtet, dass Dr. Elsholz, der Leibarzt des großen Kurfürsten von Brandenburg (1640-1688), Allium fistulosum als etwas allgemein Bekanntes bezeichnet habe. Die Winterheckzwiebel muss wohl während dieser Zeit auch in England und Frankreich in Kultur gewesen sein. Langethal berichtet 1845: A. fistulosum, bezeichnet als Winter-, Röhren-, Schlotten-, Schnittzwiebel oder Hohllauch, "wird häufig schon seit langer Zeit bei uns cultiviert. Die Zwiebeln sind einfach, mehrere stehen büschelartig zusammen. Die Samen bringt man mit der Baumblüte ins Land, verpflanzt die jungen Pflanzen um Johannis fußweit und je drei beisammen. Überstehen die strengste Kälte im Winter. Während des Sommers treiben sie Nebenzwiebel."
 

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Heutige Bedeutung und Verwendung

Große Bedeutung hat die Winterheckzwiebel bei uns ganz im Gegensatz zu ihren Herkunftsländern, China und Japan, wo sie bis heute die bedeutendste Zwiebelart ist, nie erreicht. In ihrer Bedeutung dort entspricht sie unserer Küchenzwiebel und dem Lauch. Sie spielt in Europa weder als Nahrungs- noch als Würzpflanze, auch nicht in Volksmedizin, Aberglaube oder Brauchtum eine Rolle. Dennoch ist sie in schwäbischen Bauerngärten fast überall anzutreffen. Hierzu passt auch, was Alefeld 1866 berichtet, dass Röhrenlauch öfter als Rabatteneinfassung gepflanzt und als Küchengewürz genutzt werde. Die als "Zwiebelröhrle" bezeichneten jungen Blätter werden in Schwaben verwendet, um die "Grünen Krapfen", ein typisch schwäbisches Gericht, das ohne sie nicht denkbar ist, zuzubereiten. Hier das Rezept:
 


Grüne Krapfen

Zutaten für vier Personen

500 g Mehl
4 Eier
1 Prise Salz
1 Essl. Öl
200 g geräucherten Bauchspeck
2 Weckbrötchen
1 Bund Lauchzwiebeln
2 Eier
Das Mehl, die vier Eier, das Salz und das Öl zu einem geschmeidigen Nudelteig verarbeiten. Diesen 1 Stunde lang im Kühlschrank ruhen lassen und dünn ausrollen. Dann daraus Quadrate mit 10 cm Kantenlänge ausschneiden.
    Den gewürfelten Speck in Butter oder etwas Schweineschmalz anbraten. Die ebenfalls gewürfelten Brötchen hinzugeben. Zwiebelröhrle in Ringe schneiden, mit Speck und Brötchen vermengen und etwas Farbe nehmen lassen. Die 2 verquirlten Eier dazugeben, stocken und etwas abkühlen lassen. Die Teigstücke damit füllen und zu Taschen einschlagen. Die Ränder mit Eiweiß bestreichen und fest zudrücken. Die Taschen in kochender Fleisch- oder Gemüsebrühe 10 Min. ziehen lassen und beim Servieren mit Schnittlauch bestreuen.

 


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zuletzt geändert am: 21.VIII.2002